Die AZ-Kritik zu "The Return of the First Avenger" mit Scarlett Johansson
Etwas läuft falsch im Washington des Marvel-Universums. Das zeigt schon die Architektur des S.H.I.E.L.D.-Hauptquartiers. Es überragt selbst den Identifikationspunkt des Washington Monuments in der sonst flachen Stadt. Als Captain America von den eigenen Leuten verhaftet werden soll, ist klar, dass es um die ganz große Verschwörung geht. Vieles ist im Superhelden-Film „Return Of The First Avenger“ überdeutlich. Fliegende Flugzeugträger sind regelrechte Karikaturen größenwahnsinniger Militärtechnik. Nicht weniger aberwitzig ist die Geschichte, die den NSA-Skandal in einen steroidgetränkten Cartoon übersetzt.
Schon wieder Nazis!
Nazis haben den Geheimdienst S.H.I.E.L.D. unterwandert und planen nun mittels Überwachungs- und Militärtechnologie die faschistische neue Weltordnung zu errichten. Die Wikileaks-Strategie, mit Öffentlichkeit geheime Vorhaben zu stören, soll auch hier helfen. Doch nur den Upload-Knopf zu drücken, wäre nicht spektakulär genug, Edward Snowden wäre zu schmalbrüstig. Also bekämpft man sich in Verfolgungsjagden und stellt sich dem Supersoldaten der Gegner, dem hirngewaschen reanimierten Ex-Kollegen Captain Americas, Winter Soldier, entgegen. Wie es sich für ein Sequel im Popcorn-Actionkino gehört, übertrumpft „Return Of The First Avenger“ seine Vorgänger mit Effekten. Erzählerische Feinheiten kümmern da weniger. Wann immer eine Sackgasse droht, kommt aus dem Nichts die Wende. Chris Evans spielt Captain America gewohnt stoisch, an seiner Seite stehen Scarlett Johansson und Samuel L. Jackson. Weniger Staraufgebot, als beim letzten Avenger-Film.
NSA-Geschichte und Patriotismus
Captain Americas Patriotismus entfaltet sich diesmal langsam, doch schließlich tauscht er sein modernes schwarzes Kostüm gegen den alten Look mit Amerikaflagge. Man brauche eine Uniform, um in die Schlacht zu ziehen, kommentiert der Captain. Dabei parodiert er unabsichtlich den Zweck eines solchen Kleidungsstücks. Er wird dadurch eben nicht mit allen Soldaten gleich gemacht, sonder sticht als Held hervor. Stärke ist eben wichtiger als Logik im Comic-Universum. So treffen Machtfantasien aufeinander und explodieren im bunten Chaos. Nie langweilig wird der Film durch den schnellen Rhythmus aus Actionsequenzen. Szenen wie die eines Naziwissenschaftlers, der sich als künstliche Intelligenz ausgerechnet auf angestaubte Magnetbandrechner der Vergangenheit kopiert hat, wirken absurd. Man muss den Film aber nicht ernst nehmen, selbst wenn er sich ein aktuelles Thema als Hintergrund hernimmt. Sich vom albernen Wahnsinn zur Unterhaltung berauschen zu lassen, genügt.
Kino: Maxx, Münchner Freiheit, Royal; Mathäser (auch OF), Cinema, Gloria und Museum Lichtspiele in OF, R: Joe und Anthony Russo (USA, 136 Min.)