Die AZ-Filmkritik zum neuen Kinofilm "Rogue One" aus der Star-Wars-Saga

„Rogue One“, der erste Extra-Film aus der Star-Wars-Welt, ist düster, dreckig und manchmal schmerzhaft nah an der Realität.
Harrison Ford – schmerzlich vermisst! Sein Han Solo war ein Kerl, wie man ihn sich als Hauptfigur in einem Weltraum-Abenteuer wünscht: breitbeinig dastehend oder agil durchs Leben hastend, großmäulig und sarkastisch. Doch Han Solo ist tot – beziehungsweise hier noch gar nicht im Spiel. Das liegt an der komplizierten, nicht chronologischen Episodenfolge bei „Star Wars“.
Die männliche Hauptrolle in „Rogue One – A Star Wars Story“, Cassian Andor (Diego Luna), darf nur ein schmales Hemd sein neben der starken Heldin Jyn Erso (Felicity Jones). Gemeinsam wollen sie die Baupläne des Todessterns an die Rebellen weiterleiten, die sich gerade zusammenfinden. Das ist dann eigentlich auch schon die ganze Handlung.
Nach der Vorstellung des Films standen die drei Kritiker K., G. und S. vor dem Kino zusammen und kratzten sich am Kinn, wie es Ärzte zu tun pflegen, wenn der Patient gesund aussieht, aber über diffuse Schmerzen klagt: Ganz groß ist dieser ziemlich düstere Film nicht, aber er eröffnet einen schönen Star-Wars-Nebenschauplatz.
Nett anzusehen, die Raumschiffe, die Kleidung, die Roboter – alles schön vertraut
Das finstere Imperium also hat seine erste Superwaffe gebaut, die ganze Planeten zerstören kann. Und die Rebellen könnten mit den Informationen eine Schwachstelle in dem Ungetüm nutzen und es zerstören. Das klingt vertraut: Der Film ist zeitlich zwischen „Die Rache der Sith“ (2005) und „Krieg der Sterne“ (1977) angesiedelt, an den er auch nahtlos anschließt. Und es ist alles sehr nett anzusehen, die Raumschiffe, die Kleidung, die Roboter – alles so schön vertraut. Man lässt sich in die Bilder fallen wie in einen alten Ledersessel. Und doch: Diesem Film fehlt etwas vom großen Zauber, fehlt das Überraschende. Und die geheimnisvolle Macht kommt hier nur am Rande vor.
Wie wenig nah die Charaktere dem Zuschauer gehen, merkt man spätestens, wenn der sehr coole Roboter K-2SO stirbt – und man betroffen ist wie vergangenes Jahr bei „Das Erwachen der Macht“, als Han Solo starb.
Immer wieder tauchen Figuren aus älteren Teilen auf. Stars-Wars-Fans können in einen Wettstreit treten, wer die meisten Wesen und Anspielungen auf alte Star-Wars-Filme wiedererkennt.
Überhaupt, das Personal: Die ethnische Vielfalt unter den Hauptdarstellern auf der Seite der Guten war noch nie so groß: Der gebürtige Chinese Donnie Yen spielt den den blinden Kämpfer Chirrut Îmwe, der Schwarze Forest Whitaker ist Saw Gerrera, der sich einst des Mädchens Jyn annahm, Diego Luna ist Mexikaner. Und die Bösen sind durchgehend alte weiße Männer. Das kann man einmal politisch lesen: bunte, liberale Vielfalt gegen weiße, despotische Einfalt. Oder man kann feststellen, dass damit wirklich jeder Filmmarkt der Welt abgedeckt ist.
Die Welt und ihre Wirklichkeit kommen dem Zuschauer sehr nahe
Die Welt und ihre Wirklichkeit kommen dem Zuschauer aber ohnehin schon sehr nahe: Der Showdown spielt an einem Ort, der aussieht wie der unendlich oft fotografierte Wolkenkratzer in Dubai, zudem gibt es Ruinen in Steinwüsten, die an die Nachrichtenbilder von zerstörten Tempeln aus Syrien und dem Irak erinnern.
Die Musik stammt diesmal größtenteils von Michael Giacchino, nur einzelne Titel von John Williams. Und es gibt keine Titel-Fanfare! Man fällt am Anfang förmlich in ein Akustik-Loch, wenn die Worte „A long time ago, in a galaxy far, far away...“ auftauchen und dann – nichts.
„Rogue One“ (so heißt das gekaperte Raumschiff, mit dem die Rebellen unterwegs sind) ist hebt sich stilistisch deutlich von den anderen Star-Wars-Filmen ab, ist aber mit seinen vertrauten Elementen durchaus sehenswert.
Kino: Astor-Lounge, Cadillac, Cincinnati, Cinemaxx (auch 3D), Gabriel, Gloria, Solln, Leopold (auch OmU), Mathäser (auch OV, auch 3D, auch OV 3D), Monopol (OmU), Cinema OV (auch 3D), Museum (OV), Freiheit (3D, OV 3D), Neues Rex (auch 3D), Royal (auch 3D)
Regie: Gareth Edwards (USA, 133 Min.)