Die AZ-Filmkritik zum neuen Kinofilm „Arrival“ mit Amy Adams.
Der Science-Fiction-Film „Arrival“ mit Amy Adams spielt vor allem die Frage nach dem Umgang mit dem Fremden durch.
Science-Fiction-Filme gelten oft als Zeitgeistspiegel. Außerirdische spiegeln dabei aktuelle Ängste oder Hoffnungen. Der Kanadier Dennis Villenneuve hat aus einer Kurzgeschichte (Ted Chiangs „Story of your Life“) einen knapp zweistündigen Starfilm gemacht: Zwölf Raumschiffe aus einer anderen Galaxie landen an verschiedenen Punkten auf der Erde. Sie sehen aus wie riesige, hohle Teflon-Gurken, die still über dem Boden schweben. Ist es eine Invasion? Oder eine Flüchtlingsankunft? Oder geht es um wissenschaftliche Kontaktaufnahme? Das ist lange unheimlich unklar und jedenfalls eine beklemmende Situation.
Seestern-Polypen mit kreisender Tintenstrahl-Schrift
Wie also reagiert man? Und hierbei ist jetzt nicht mehr eine einzelne Nation herausgefordert, sondern ganz optimistisch postnational gedacht: die Weltgemeinschaft. Wobei China im Film die Böse-Bubenrolle hat und schnell mit militärischem Hau-drauf antworten will.
Aber auch innerhalb der USA, wo in Montana eines der silbergrauen Raumschiffe in der Landschaft steht, wird die Kontaktaufnahme einem Colonel (Forest Whitaker) unterstellt. Allerdings wird zur Kontaktaufnahme ein entscheidendes Wissenschaftsteam beigeordnet.
Und es ist etwas zu schnell klar: Nicht der rationale Ansatz des Physikers (Jeremy Renner) macht das Rennen, sondern der empathische der Linguistin (Amy Adams). Somit ist „Arrival” auch ein Beispiel für eine Feminisierung des Sci-Fi-Genres: Ihr Wissen und ihre Intelligenz, aber vor allem ihre Einfühlsamkeit führen zur Kommunikation mit den Extraterrestrischen. Die Wesen dort hinter einer Glasscheibe hoch oben in der schieferartig verkleideten Gurkenröhre des Raumschiffs sind wie große Seestern-Polypen, die walartige Laute von sich geben und ihre kreisförmige, klecksige Tintenstrahldrucker-Schrift zum Kommunizieren anbieten. Deren Entschlüsselung ist einer der spannenderen Aspekte des Films.
„Arrival” spielt bei alledem auch mit der aktuellen Frage nach dem Umgang mit dem Fremden: gefährlich abwehrende Angst, die zum unkalkulierbaren Kampf führen kann oder ein entspannender Vertrauensvorschuss, auch wenn er riskant ist?
Was hier alles auf einer relativ unverhüllten Metaebene diskutiert wird, bleibt in Handlung und Dialogen aber oberflächlich. Und die noch eingebaute esoterische Idee, dass man sich als Mensch „an die Zukunft erinnern” könnte, weil es eine Art von Zeit-Loops gibt, ist eher befremdend als bereichernd.
Regie: Denis Villeneuve (USA, 117 Min.)
Kino: Gabriel, Cinemaxx, Royal, Gloria, Mathäser (auch OV), City (OmU), Museum (OV)
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