Die AZ-Filmkritik zum Kinofilm "Agonie"

„Agonie“ erzählt in kühlen Bildern die Geschichten zweier potenzieller Verbrecher.
Dominik Petzold |
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Christian (Samuel Schneider) mit seiner Geliebten.
Zorro Film Christian (Samuel Schneider) mit seiner Geliebten.

Ein junger Mann ermordet seine Geliebte, zerstückelt sie und wirft die Leichenteile in verschiedene Müllcontainer in Wien. So viel weiß der Zuschauer von „Agonie“ schon nach der einleitenden Texttafel. Und noch etwas mehr: Das Motiv des Mörders ist völlig unklar. Dann erzählt der Film parallel und unverbunden die Geschichten zweier junger Männer.

Welcher war’s? Bei beiden spürt man von Beginn an eine Verzweiflung am Leben. Christian (sehr gut: Samuel Schneider) studiert Jura, die beim Lernen unablässig zappelnden Beine verraten den Druck, den er sich auferlegt.

Mit einem großen Auto gibt er sich reicher und älter, dabei wohnt er noch bei seiner Mutter. Als seine neue Geliebte, eine Studentin aus gut situierter Familie, ihn beim Popcorn-Verkaufen im Kino sieht, ist er vom Donner gerührt.

Beim etwas jüngeren Alex (Alexander Srtschin) bleiben selbst solche Donnerschläge aus. Sein Leben ist ein großes Nichts zwischen Boxclub und abgelegenem Parkplatz. Da rast er mit seinem Sportauto umher, das genauso prollig ist wie er selbst. Die endlosen, sinnlosen Runden stehen spiegelbildlich für sein gegenwärtiges, aber wohl auch für sein zukünftiges Leben. Sein Vater, ein Polizist, sagt ihm im Männergespräch auf dem Balkon, dass für ihn doch noch alles drin sei. Bloß was?

Ein interessanter Kunstgriff des Regisseurs geht nicht auf

Wer begeht nun den Mord? Der interessante Kunstgriff von Regisseur David Clay Diaz, Spannung um ein Verbrechen aufzubauen, das erst am Ende begangen wird, geht nicht recht auf: Viel zu schnell ist offensichtlich, auf wen es hinausläuft. Und doch baut der Film bis zum Ende große Spannung auf.

Denn David Clay Diaz zieht den Zuschauer sogartig in das Leben dieser beiden Loser, die gegen ihre innere Leere keine Chance haben. Mit einer eigenen, kühlen Bildsprache fängt er die Kälte ein, die sie empfinden. Das ist bemerkenswert, da Clay Diaz „Agonie“ als Übungsfilm an der HFF München gedreht hat.

Nur für den Schluss fehlt die zündende Idee: So verzweifelt der Täter auch ist, das Motiv für den Mord bleibt genauso unklar wie eingangs angekündigt. Das ist für den Zuschauer etwas unbefriedigend. Trotzdem will man mehr von diesem jungen Regisseur sehen.


Kino: Monopol

Regie: David Clay Diaz (D/Ö 2016)

 

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