"Der wunderbare Mr. Rogers": Der amerikanische Peter Lustig

Tom Hanks verkörpert in "Der wunderbare Mr. Rogers" kongenial einen Gutmenschen, der auch wirklich gut ist.
Florian Koch |
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Mr. Rogers (Tom Hanks) ist wunderbarer ein Kinderfreund, Enthüllungsjournalist Lloyd (Matthew Rhys) ist davon aber weniger begeistert.
Mr. Rogers (Tom Hanks) ist wunderbarer ein Kinderfreund, Enthüllungsjournalist Lloyd (Matthew Rhys) ist davon aber weniger begeistert. © Amazon

Latzhose, Nickelbrille Bärtchen und als Behausung ein blauer Bauwagen. In 25 Jahren Wissensvermittlung für Kinder setzte der 2016 verstorbene Peter Lustig immer auf einen hohen Wiedererkennungswert. So vermittelte der Moderator im Fernsehen wie ein guter Nachbar Beständigkeit und Verlässlichkeit - bis hin zum Spruch "Jetzt kommt nichts mehr, ihr könnt also abschalten."

Vorschulfernsehserie "Mister Rogers' Neighborhood"

Mindestens so populär wie Lustigs "Löwenzahn" war in den USA von 1968 bis 2001 die Vorschulfernsehserie "Mister Rogers' Neighborhood". Ihr Schöpfer, der 2003 verstorbene Mr. Rodgers, galt als Ikone im Vermitteln mitunter schwerer Themen wie Tod und Trennung. Wie Peter Lustig hatte auch Mr. Rogers, der in künstlichen Studio-Miniaturlandschaften mit Puppen arbeitete, gewisse Spleens. Darunter ein Faible für biedere Strickpullis und eine bedächtig-langsame Erzählweise.

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Sein Image als wahrlich guter, (Selbst)Liebe vermittelnder Kinderfreund blieb bis zu seinem Tod ungebrochen. Kein Wunder, dass Tom Hanks, dieser skandalfreie, integre Vorzeigeschauspieler für diese Rolle in einer Filmbiografie die erste Wahl war. Marielle Hellers nun auf Grund der Pandemie lediglich auf DVD erscheinendes Drama "Der wunderbare Mr. Rogers" vermeidet den Fehler vieler Biografien wie im Zeitraffer das Leben ihres Protagonisten nacherzählen zu wollen.

Drehbuch von "Der wunderbare Mr. Rogers" basiert auf Tatsachen

Mehr noch, Mr. Rogers tritt nach einer kurzen Vorstellung im stilecht-verkleinerten 4:3 Bildformat sogar erst einmal in den Hintergrund. Ins Zentrum rückt Enthüllungsjournalist Lloyd Vogel (Matthew Rhys), der als frisch gebackener Papa und preisgekrönter Autor eigentlich viel zu lachen hätte. Wenn nicht sein um Aufmerksamkeit bettelnder Vater (Chris Cooper) wäre, mit dem Lloyd seit dem Krebstod seiner Mutter nichts mehr zu tun haben will.

Und wie das auf Tatsachen beruhende Drehbuch es will, soll ausgerechnet Lloyd, dieser dauergestresste, wütende Zyniker dann auch noch den Helden aller Kinder, Mr. Rogers, für das Magazin Esquire porträtieren. Seine Absicht, den Moderator zu entzaubern verkehrt sich aber bald ins Gegenteil: in eine Therapiestunde mit dem Journalisten, der sich nicht nur vor der Kamera für die schwierigen Fälle interessiert.

Tom Hanks spielt den amerikanischen Peter Lustig

Die für Lloyd bisweilen schmerzhafte, längst fällige Konfrontation mit seiner eigenen Familiengeschichte inszeniert Heller dann lebensklug, warmherzig und niemals verkitscht. Was auch an seinem Gegenüber, und damit Tom Hanks, liegt, der mit Mr. Rogers, diesem Guru mit Herz, geradezu verschmilzt.


"Der wunderbare Mr. Rogers" ist auf DVD und Blu-ray erschienen, sowie auf Amazon Prime.
Regie: Marielle Heller (USA, 109 Min.)

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