Der letzte Kampf ums Maxim

Maxim: Der Pachtvertrag für das 103-jährige Kino endet zum April. Jetzt will die Universität hier ihre Studiobühne haben
Heut’ geh ich ins Maxim“, sang Johannes Heesters selig in der „Lustigen Witwe“. Jetzt hört im Münchner Maxim an der Landshuter Allee der Spaß auf. Dem 103 Jahre alten Kino im maroden 70er Jahre Zustand wurde letztes Frühjahr vom Hausbesitzer Carsten Nickel zum 31. März dieses Jahres gekündigt. Die Immobilie landete auf dem Markt – für geforderte 3000 Euro pro Monat. Ein sehr hoher Preis für die Lage direkt am vorbeidonnernden Mittleren Ring mit Auffahrt auf die Donnersbergerbrücke und mit der Aussicht auf eine jahrelange Tunnelgroßbaustelle vor der Tür. Jetzt hat sich ein Interessent gefunden: die theaterwissenschaftliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Die sucht Raum für eine neue Studiobühne, nachdem das bisherige Domizil an der Ludwigstraße entkernt und der Philologischen Bibliothek als zukünftiges Philologicum zugeschlagen wird.
Zwei Filmenthusiasten wollte das Kino weiterbetreiben
„Ich habe mich seit Jahren mit der Problematik befasst und mich auf Ersatzsuche begeben“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin der Studiobühne Katrin Kazubko: „Es gibt kaum geeignete Räume in München. Seit letzen Juli mieten wir im Wechsel verschiedene kleinere Theater in München an. Aber das ist kein Dauerzustand.“ Das Problem: Seit Monaten haben sich auch zwei Film-Enthusiasten um einen Pachtvertrag bemüht, der die Fortsetzung des Kinobetriebs an diesem Traditionsort sichern sollte. Miriam Tretter und Jan Jäger wollten zusammen mit einem Förderverein das Maxim-Kino mit neuem Konzept weiterbetreiben. Die Chancen standen nicht schlecht, da sich lange kein weiterer wirtschaftlich kalkulierender Interessent für das Mietobjekt in heikler Lage fand und die Kino-Betreiber nur wenige hundert Euro unter den geforderten 3000 Euro und einen 10-Jahresvertrag geboten hatten. Der bisherige Kinobesitzer, Sigi Daiber (76), zahlte bisher sogar noch einmal rund 1000 Euro weniger.
Ausgerechnet die öffentliche Hand will den vollen Preis zahlen
Warum aber würde die LMU den vollen Preis zahlen? „Es ist ja kein Kuhhandel, sondern ein offizielles Angebot an jeden. Und wir wollten auch das Kino nicht kaputtmachen“, so Kazubko.
„Aber es war klar, dass es mit dem Kino Ende März zu Ende geht. Und rechnerisch ist es für die Universität auch besser, die Räume des Maxim anzumieten als weiter auf Untermiet-Wanderschaft zu sein.“ Was jeder neue Pächter mit dem Eigentümer zuvor regeln muss, ist der Sanierungsbedarf: Die Infrastruktur ist zum Teil aus den 50er Jahren, vieles aus den 70er Jahren, die Türen zur Straße sind undicht. „Eine Nutzung als Theater mit öffentlichen Vorstellungen wäre an dieser Stelle doch auch ein Vorteil für das Viertel“, sagt Kazubko.
Falls sich Universität und Hausbesitzer einigen, ist es endgültig aus mit dem Kinostandort. Und wenn die Theaterwissenschaftler eines Tages weiterziehen würden?
Bestandsschutz fällt weg, nie wieder Kino
Ein Kino wird man hier kaum wieder eröffnen können. Denn der gesamte Bestandsschutz würde durch die Unterbrechung wegfallen. Und alles für einen neuen Kinobetrieb feuerpolizeilich und infrastrukturell auf den neuesten Stand zu bringen, nie mehr wirtschaftlich. Die Entscheidung liegt jetzt beim Hausbesitzer und dem Haushaltsausschuss der Universität.