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Der Kurort des Grauens
Gore Verbinski gelang ein Meisterwerk des Psycho-Horrors. "A Cure For Wellness" sorgt für schaurige Momente vor einer wunderschönen Kulisse.
von Timea Sternkopf
Bei Regisseur Gore Verbinski denken wohl die meisten Kinogänger an Filme wie "Fluch der Karibik" und "Lone Ranger" - seichte Unterhaltung mit albernen Charakteren und viel Johnny Depp
. Wer sich bei seinem neuen Film "A Cure For Wellness" davon leiten lässt, wird überrascht sein: Verbinski präsentiert einen durch und durch gruseligen und ästhetischen
Horrorfilm, der subtil unter die Haut geht. Heidi, Pulverschnee, Skihütten, Fondue - die Schweizer Alpen stehen für viele schöne Dinge im Leben. Welch toller Ort für ein Wellness-Center für Superreiche! Als der junge zielstrebige Mr. Lockhart (Dane DeHaan) den Spezialauftrag erhält, seinen auf Kur
verschollenen Chef Mr. Pembroke (Harry Groener) aus der Schweiz zurückzuholen, ahnt der junge Mann noch nicht, dass der
Kurort auch bald für ihn eine Dauerunterkunft sein wird. Im Institut angekommen, beobachtet der junge Geschäftsmann irritiert die friedlichen Kurgäste beim Federballspielen und Tai Chi. Der Kontrast zu seiner eigenen, von Finanzmärkten
diktierten Welt in New York könnte kaum größer sein. Fröhliche Senioren ganz in Weiß gekleidet frönen dem Dolce Vita, Stress ist für sie ein Fremdwort. Dabei waren sie alle einmal Teil von Lockharts Welt: Das Institut bietet Menschen mit Diagnose "Ehrgeiz" eine Genesungskur in Burggemächern mit Alpenpanorama an, Heilung soll die besondere Wirkung des Wassers dort oben bringen. Mit jedem Tropfen dieses rätselhaften Wassers sinkt der Zuschauer ein wenig tiefer in seinen Sessel, das Grauen lauert irgendwo in den mysteriösen Räumlichkeiten des
Wellness-Centers. Schnell merkt auch Lockhart, dass es an dem schönen Kurort nicht ganz mit rechten Dingen zugeht: Er kann nicht zu seinem Chef durchdringen. Sind die Kurgäste etwa Gefangene? Der Ehrgeizling bekommt bald die Gelegenheit, es herauszufinden. Nach einem Unfall wird ihm selbst eine Kur
verschrieben - sein schlimmster Alptraum beginnt. Federball, Senioren und Bergpanorama sind damit nicht gemeint ... "A Cure For Wellness" kriecht mit jeder Minute weiter unter die Haut. Die Bilder in Verbinskis Psycho-Horror sind gewaltig, schon allein wegen des Schauplatzes für das Wellness-Center, den auch ein Tim Burton
nicht besser hätte wählen können. Im Juli 2015 drehte Verbinski im schwäbischen Bisingen auf der Burg Hohenzollern und fing zauberhafte Bilder von außen und gespenstische Aufnahmen aus dem Inneren der Burg ein. Die Produktionsdesigner gaben sich größte Mühe, die langen Gänge und monumentalen Säle der Burg mit einer furchteinflößenden Geisterhaus-Atmosphäre auszustatten. In einer idealen Hollywood-Welt hätten zumindest sie eine Oscarnominierung erhalten. Leider wurde "A Cure For Wellness" von der Academy völlig ignoriert - das übliche Los von Horrorfilmen in Hollywood, seien sie noch so großartig gelungen. Verbinski beginnt seinen Grusel-Schocker in Büroräumen über der Wall Street, gespickt mit Gesellschaftskritik, die irgendwo zwischen ekligen Aalen, Inzest und geheimen Gängen des Kurhotels
verschwindet. Bereits bei dem Horror-Remake "Ring" bewies Gore Verbinski sein Händchen für schauerliche Kreischmomente. Diesmal darf man ihn besonders zu seinem Cast beglückwünschen. Institutsleiter Dr. Volmer etwa wird vom britischen Schauspieler Jason Isaacs mit einer Intensität gespielt, die den Unwillen der Kurgäste, das Wellness-Center zu verlassen, verständlicher erscheinen lässt. Der charismatische Hauptdarsteller Dane DeHaan nimmt den Zuschauer derweil mit auf seine Reise des Grauens, durch seine Augen offenbaren sich die menschlichen Abgründe, die nach und nach aus dem Verborgenen zum Vorschein kommen. Sein Spiel wird von der elfenhaften Mia Goth ("Nymphomaniac") begleitet. Ihre Darstellung der geheimnisvollen Hannah fasziniert mit einer Mischung aus Lolita-Charme und außerirdischen Schönheit. "A Cure For Wellness" ist ein spannendes Meisterwerk, das die Zuschauer mit jeder Minute gefangen nimmt in seiner dämonischen Welt. So sehr, dass man kleine Unstimmigkeiten verzeihen mag. Etwa diese: Wieso sprechen in den Schweizer Alpen selbst die einheimischen Dorfbewohner kein Schweizerdeutsch?!
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