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Der Koloss wankt
Ein Jahr vor Ende des Zweiten Weltkriegs steckt der britische Premierminister in einer tiefen Krise: Soll "Churchill" der Landung der Alliierten in der Normandie zustimmen oder sie verhindern?
von Andreas Fischer
Holterdipolter. Wenn Winston Churchill sauer ist, sollte man ihm lieber nicht begegnen. Dabei trägt der in vieler Augen größte Brite des 20. Jahrhunderts sein Herz auf dem rechten Fleck. So beschreibt ihn jedenfalls Regisseur
Jonathan Teplitzky in seinem Film "Churchill", ein Biopic, das eigentlich keines ist, weil es sich auf vier Tage im Leben des britischen Staatsmanns beschränkt. Und trotzdem erzählt es sehr viel über den Mann, der das Vereinigte Königreich durch den Zweiten
Weltkrieg führte - mit vielen leisen Tönen, die in Churchills (Brian Cox) meist cholerischen Auftritten zum Glück nicht untergehen. Der Zweite Weltkrieg
ist 1.736 Tage alt, als "Churchill" einsetzt. Mehr als vier Jahre, die den Premierminister seiner Majestät schwer gezeichnet haben. Er hat sein Land verteidigt gegen Hitlers Invasionspläne und den "German Blitz" - die Luftangriffe auf England. Aufrecht stehend, niemals wankend, ein Mann, der seinen Landsleuten Hoffnung gab und ihnen
Mut
machte. Doch im Juni 1944 steht dieser Koloss auf ziemlich wackligen Beinen. "Churchill" zeigt einen Staatsmann mit Ecken und Kanten, einen Mann der klaren Worte, einen, der keiner Konfrontation aus dem Weg geht, wenn er sich selbst auf dem richtigen sieht. Deswegen opponiert er vehement gegen die D-Day-Pläne, der
Landung der Alliierten in der Normandie, die dem Zweiten Weltkrieg die entscheidende Wende gab. Seine persönliche militärische Vergangenheit ließ Churchill am Gelingen der Operation zweifeln: Er war für das verlustreiche Scheitern einer ähnlichen militärischen Unternehmung im Ersten Weltkrieg
verantwortlich. Also poltert er gegen US-General Eisenhower (John Slattery) und den eigenen König (James Purefoy), verfolgt seine eigenen Pläne und verzweifelt fast daran, dass niemand seine Bedenken teilt. Es ist ein tiefer Zwiespalt, in dem sich Churchill befindet und aus dem der Film sein Konfliktpotenzial zieht. Als Historienfilm ist "Churchill" sorgsam ausgestattet, aber auch etwas bieder inszeniert. Und dass der D-Day verlustreich zwar, aber eben erfolgreich verlaufen würde, ist ja auch bekannt. Regisseur Jonathan Teplitzky und seine Autorin Alex von Tunzelmann tun gut daran, sich auf ihren streitbaren Protagonisten zu konzentrieren, zumal er von Brian Cox
einfühlsam und bei allen Fehlern auch mit viel Würde gespielt wird. Churchill mag ein resoluter, barscher Politiker sein, den sein Pflichtbewusstsein einschnürt wie ein zu enges Korsett. Doch wenn sich der Nebel des Zigarrenqualms lichtet, kommt ein Mann zum Vorschein, der verängstigt und depressiv sein darf. Auch wenn sich der Film eine gehörige Portion Nostalgie gönnt, sind die leisen Szenen, die Churchill als verletzlichen, zweifelnden Mann zeigen, im Dämmerlicht zwischen gekränktem Stolz und genuiner Fürsorge für die Söhne seines Landes, die stärksten Momente. Etwa wenn er sich im Pyjama von Gott schlechtes Wetter erbittet, um die Operation D-Day zu verschieben. Oder wenn er von seiner Frau Clementine (Miranda Richardson
) daran erinnert wird, was es heißt, ein großer Staatsmann zu sein - überhaupt ein Mann. Menschen wie ihn jedenfalls muss man in der politischen Landschaft heutzutage lange suchen. Menschen, die sich entschlossen und mit Hingabe ihren Aufgaben stellen, die selbst dann aufrichtig sind, wenn sich der Gegenwind zum Sturm erhebt, und die nicht zuletzt bereit sind, Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Churchill war so einer, und er kommt voraussichtlich im Januar 2018 in "The Darkest Hour" zurück auf die Leinwand. Gespielt wird er in dem Film von Joe Wright ("Abbitte", "Stolz & Vorurteil", "Wer ist Hanna?") dann von Gary Oldman.
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