"Der Koch": Liebe geht durch den Magen

Jessica Schwarz entdeckt in der Verfilmung von Martin Suters "Der Koch" die Sinnlichkeit
Robert Braunmüller |
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Jessica Schwarz entdeckt in der Verfilmung von Martin Suters "Der Koch" die Sinnlichkeit.

Nacherzählt wirkt die Geschichte ganz und gar unglaubwürdig, wie eine Räuberpistole. Aber so lange man im Kino sitzt, stimmt sie. Es darf einem nur hinterher keiner die Frage stellen: Worum geht's in dem Film? Da besteht die Gefahr, dass sich der Gegenüber ans Hirn langt. Trotzdem: Eine Andeutung von Inhalt muss hier sein. Die Hauptfigur der Verfilmung von Martin Suters Roman „Der Koch“ ist ein Bürgerkriegsflüchtling aus Sri Lanka, den der Brite Hamza Jeetooa anrührend spielt. Er verdingt sich als Küchenhilfe in einem Zürcher Gourmetrestaurant und träumt davon, die aryuvedischen Rezepte seiner herzkranken Oma mit der Molekularküche zu versöhnen.

Sex und Aryuveda

Nach einem Krach mit dem Sternekoch führt er der lesbischen Kellnerin (Jessica Schwarz) seine Künste vor. Er kriegt sie sogar ins Bett, und sie hat einen Orgasmus. Nach diesem Erfolg machen sich die beiden mit Liebesmenüs selbstständig. Und weil die ganze Geschichte in der Schweiz spielt und unsere Nachbarn eine widersprüchliche Mischung aus Nationalstolz und Selbsthass pflegen, spielt ein ekelhafter impotenter Waffenhändler (Hanspeter Müller-Drossaart) die zentrale Nebenrolle.

Die Stärke dieses Films von Ralf Huettner ist nicht die Handlung, sondern seine dichte Atmosphäre. Es ist durchaus rührend zu sehen, wie sich eine arrangierte Ehe in echte Liebe verwandelt. Auch das Problem der Rekrutierung von Kämpfern durch die als leicht mafiös geschilderte Befreiungsorganisation Tamil Tigers wird glaubhaft geschildert. Die Kamera (Tommy Wildner) bleibt hart an den gekochten Gerichten und den Gesichtern. Aus der Not, dass der Film mit Blick auf eine Auswertung im Fernsehen produziert wurde, macht der Regisseur zur Tugend. Die Enge der Wohnung des Kochs, wird fast körperlich spürbar. Erst ganz am Ende, beim kitschigen Happy End in Liebe, öffnet sich der Blick, wenn der Koch das Zauberbuch mit den erotischen Rezepten seiner Oma im Schweizer Hochgebirge verbrennt.

Kino: Arena

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