"Der Hobbit": Bilbo und die Wilde 13

Die Reise nach Mittelerde nimmt kein Ende: Am Mittwoch startet der erste Teil der Fantasy-Trilogie „Der Hobbit”. Das Epos wird „Herr der Ringe”-Fans trotz einiger Längen begeistern.
von  Florian Koch

Die Reise nach Mittelerde nimmt kein Ende: Heute startet der erste Teil von Peter Jacksons Fantasy- Trilogie „Der Hobbit”. Das Epos wird „Herr der Ringe”-Fans trotz einiger Längen begeistern

München - Sie rülpsen, fressen, saufen, grölen und werfen ungefragt Geschirr durch die Wohnung. Solche Gäste will wohl niemand bei sich zu Hause begrüßen. Es sei denn, man ist ein Zwerg und dieses pubertär-prollige Verhalten gewöhnt. In „Der Hobbit”, dem ersten Teil der Fantasy-Trilogie von Peter Jackson, muss aber ausgerechnet Bilbo (Martin Freeman) diesen ungebetenen Gästen Herr werden. Dabei ist der Hobbit ein spießiger Etepetete-Kleinbürger, der am liebsten seine Plattfüße auf den Sessel legt und an seiner Riesenpfeife saugt.

Sehen Sie hier Bilder von der verrückten Premiere in Neuseeland, aus dem Film und vom Hype um den kleinen Mann mit den haarigen Füßen.

Genüsslich weidet sich Peter Jackson daran, wie die Zwerge Bilbos Bleibe verwüsten, ohne dass der Hobbit etwas dagegen unternehmen kann. In diesen Szenen zeigen sich auch die Stärken und Schwächen seines „Herr der Ringe”-Prequels.

Wunderbar, mit welcher Liebe zum Detail der Regisseur das holprige Aufeinandertreffen der späteren Kampfgefährten in 3D inszeniert und wie er die Gegensätze der Bewohner der Fantasywelt herausarbeitet. Während diese fast schon besessene Werktreue Tolkien-Jünger entzücken wird, könnten „normale” Kinogänger aber bereits auf die Uhr gucken. Denn lange braucht es, bis der Film endlich in die Gänge kommt.

Als die wilde kleinwüchsige 13, Zauberer Gandalf (Ian McKellan) und Bilbo nach Erebor aufbrechen, um die verlorene Heimat der Zwerge vom Drachen Smaug zurückzuerobern, stellt sich ein behagliches Mittelerde-Déjà-vu-Gefühl ein. Die elegischen Hubschrauberkamerafahrten über die wunderbar abwechslungsreiche Landschaft Neuseelands, der pathosgeladene Soundtrack von Howard Shore und die ständig drohende Gefahr durch schaurige Kreaturen wie reitende Orks, Steingiganten oder Trolle schließen nahtlos an die gewaltige „Herr der Ringe”-Trilogie an.

Den kindlich-verspielten Tonfall von Tolkiens Vorlage spürt man aber nur im ersten Drittel. Düsternis umweht im „Hobbit” auch die Figuren, allen voran Aragorn-Nachfolger Thorin, ein stolzer, hartherziger Zwerg, der den Verlust seines Vaters nicht verwunden hat. Bilbo übernimmt im Film die Frodo-Rolle, und macht die Entwicklung vom Faulpelz-Angsthasen zum mutigen Helden durch.
Was im Gegensatz zu „Herr der Ringe” fehlt, ist der Antagonist. Feinde macht sich Jackson dafür mit einem technischen Kunstgriff.

Als erster filmte er in 48 statt 24 Bildern die Sekunde. An die neue, an HD-Reality-TV-Shows erinnernde Schärfe, muss man sich aber erst gewöhnen. Bei schnelleren Bewegungen ruckelt das Bild sogar wie bei Computerspielen. Den Erfolg der Fantasy-Saga wird diese fragwürdige Innovationsgeilheit aber wohl nicht verhindern.

Kino: Cinema (OV), Lichtspiele (OV), Cadillac, Cincinnati, Cinemaxx, Mathäser, Mü. Freiheit, Neues Gabriel, Rex, Rio, Royal
R: Peter Jackson (USA, 166 Min.)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.