Der Film "Non-Stop von Liam Neeson in der AZ-Kritik

Trotz 9/11 traut sich das Kino wieder an Panik und Action im Flugzeug – jetzt mit „Non-Stop“
Michael Stadler |
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Trotz 9/11 traut sich das Kino wieder an Panik und Action im Flugzeug – jetzt mit „Non-Stop“

Ein verschollenes Flugzeug in Malaysia, zahlreiche Abstürze und 9/11 – solche Gedanken fliegen bei dem neuen Werk mit Liam Neeson jetzt automatisch mit, aber es geht dann doch um Action und einen Helden, der rasant eingeführt wird, schließlich heißt der Film „Non-Stop“. Da sitzt Neeson als Bill Marks in einem Auto vor dem Flughafen, unrasiert, die Miene ernst. Er füllt Whiskey in einen Pappbecher, trinkt, klappt die Sonnenblende herunter, wo ein Bild eines Mädchens klebt, das er traurig anschaut. Er küsst seine Finger und berührt dann das Foto.

Und steigt aus, um von New York nach London zu fliegen, ein Air Marshall mit Alkoholproblemen und schwerer Vergangenheit, das ist jetzt schon klar. Ein wenig erinnert Marks dabei – was den Alkoholkonsum angeht – an Whip Whitaker in "Flight“. Wobei Denzel Washington als Whip auch noch kräftig kokst, bevor er seine Pilotenuniform anzieht, um zu seinem nächsten Flug völlig high loszuziehen.

Angst vorm Fliegen

Der Fehler im System steckt also schon in den Helden, die sich ins Flugzeug setzen. Der Air Marshall und der Pilot tragen ihre Probleme mit sich, in die Maschine hinein, genauso wie Jodie Foster in Robert Schwentkes „Flight Plan“ von 2005: Foster als Kyle Pratt, eine Flugzeug-Ingenieurin, die ihren kürzlich verstorbenen Mann von Berlin nach New York überführen will und unwillig mit ihrer siebenjährigen Tochter in einen zweistöckigen E-474 Jumbo Jet steigt.

Ihre psychologische Verfassung wird den Helden dieser Filme schnell zum Verhängnis: Als während des Flugs Pratts Tochter spurlos verschwindet, macht sich die Mutter verzweifelt auf die Suche – und gerät in den Verdacht, selbst nicht ganz dicht zu sein: Ist sie überhaupt mit der Tochter eingestiegen?

Pilot Whip kann, als die Turbinen seiner Maschine ausfallen, mit einem waghalsigen Manöver ein noch schwereres Flugzeugunglück verhindern. Aber als Gerüchte umgehen, dass er nicht nüchtern an Bord war, muss er sich vor Gericht rechtfertigen. Und Air Marshall Marks bekommt an Bord eine SMS von einem Unbekannten: Wenn nicht sofort 150 Millionen Dollar auf ein bestimmtes Konto überwiesen werden, wird alle 20 Minuten ein Passagier getötet. Ein Killer an Bord – jeder Passagier wird zum Verdächtigen, aber auch Marks selbst, der sich ziemlich mörderisch benimmt. Aussteigen ist dabei keine Option, was das Flugzeug erneut zu einem hervorragenden Schauplatz für einen Actionfilm macht: Im begrenzten Raum sitzt eine geschlossene Gesellschaft, auch noch multikulturell gemischt, und jeder kann die Hölle sein.

Atemlose Spannung

Solche Genrestücke, in denen mit der Angst beim Fliegen gespielt wird, waren nach dem 11. September eigentlich nicht mehr denkbar. Aber Filme wie „Flight Plan“, Wes Cravens "Red  Eye“ (2005) und „Snakes on a Plane“ (2006) mit frei gelassenen Schlangen an Bord und Samuel L. Jackson als Gegengift haben die Luken für klaustrophobische Ausflüge doch wieder geöffnet. Paul Greengrass beschäftigte sich in „Flight 93“ (2006) mit dem realen 9/11-Attentat auf den United Airlines Flug 93, manche Szenen in „Non-Stop“ wirken wie Zitate daraus. Als von einer Bombe die Rede ist, bauen Marks und die Passagiere mit Koffern einen Wall gegen die drohende Explosion. Und ein muslimischer Doktor ist an Bord, aber gerade er dürfte in einem politisch korrekten US-Film nicht der Täter sein (oder?).

Die Atemlosigkeit der Situation – durch die 20-Minuten-Frist des Killers ist auch die Zeit begrenzt – weiß Jaume Collet-Sera hervorragend zu inszenieren. Um Plausibilität geht’s dabei nicht, sondern ums Tempo und darum, dass die Fluggäste hoffentlich am Ende doch wieder einen Boden unter den Füßen haben. Und vielleicht kann ein kerniger Typ wie Liam Neeson ja nebenbei auch noch bei einer Frau landen.

Kino: Mathäser, CinemaxX, Münchner Freiheit, Neues Gabriel, Cinema und Gloria Premium Palast in OF R: Jaume Collet-Serra (USA, 106 Min.)

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