Der Animationsfilm "Tarzan" in der AZ-Kritik
Frech ist er, dieser „Tarzan“, alles ist hineingeimpft – wie „Dschungelbuch“-Sentimentalität. Denn es werden Tarzans Jugendjahre erzählt, wie er – nach einem Unfall seiner Eltern – von einer Affenmutter aufgenommen wird und sich durchsetzten muss. Der Dschungel erinnert stark an die fantastische Fantasy-Welt aus „Avatar“ samt dem dortigen ökologischen Kampf gegen industrielle Ausbeutung. Und damit ist auch noch ein Bogen zu SciFi- und Abenteuer-Elementen geschlagen, die durch einen Weltall-Kometen in diese Geschichte einschlagen. Selbst Hitchcocks „Vögel“-Horror blitzt kurz auf.
Bei all dieser Aufladung der Geschichte bleibt „Tarzan“ aber ein psychologisch eleganter und oft auch spielerischer Film übers Erwachsenwerden. Wir erleben Tarzan, wie er als „Affe ohne Fell“ spielerisch integriert ist in die Affenwelt. Wie er sich dann aber später seinen Rang erkämpfen muss – brutal spannend gegen den Sippen-Tyrannen. Schön ist, dass hier die Tiere natürlich bleiben dürfen und nicht einfach vermenschlicht werden. Dennoch werden alle psychologischen Fragen durchgespielt, was in der fremden Naturwelt noch exemplarischer gezeigt werden kann: die Abnabelung von der Mutterliebe, die Frage, wann man noch Junge, vielleicht schon Mann ist, der Punkt, an dem man selbst Verantwortung übernehmen muss und die Frage nach der Aufgabe im Leben, die hier klar, aber ohne übertriebene Pädagogik, mit der ökologischen Verantwortung beantwortet wird. Dieser neue „Tarzan“ ist aber so dynamisch, die Handlung vielschichtig, manchmal hart, dass er erst ab 10 Jahren sinnvoll anzuschauen ist.
Allein durch eigene Kraft und den Glauben an sich, bestehen zu können, das ist der Jugendtraum des Erwachsenwerdens, der sogar in uns Erwachsenen erhalten geblieben ist.
Kino: Mathäser, CinemaxX, Royal sowie Museum Lichtspiele und Cinema (engl.), R: Reinhard Klooss (D, 94 Min.)