Der 3D–Animationsfilm „Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman“ in der AZ-Kritik

Überdreht und witzig: Der 3D–Animationsfilm „Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman“
von  Michael Stadler

Intellektualität ist nicht immer unbedingt angesagt, besonders nicht, wenn der Schlaueste von allen ein Hund ist. Der Junge wirft das Stöckchen und befiehlt dem bebrillten Welpen, es zu holen. Wieso?, fragt Mr. Peabody und katapultiert sich auch sonst ins soziale Abseits. Später gewinnt er den Nobelpreis und wird Olympiasieger, erfindet einen Tanz und eine Zeitmaschine, bis er sich einer emotionalen Herausforderung stellt und ein Menschenkind adoptiert.

Mr. Peabody und Sherman traten schon in den Sechzigern im Rahmen der „Rocky und Bullwinkle“-Show auf, eine Zeichentrick-Serie, die mit ihrem smarten Witz auch Erwachsene ansprach. Mr. Peabody verkörpert den Typus des genialen, bemühten Vaters, dessen Heldenreise nun im ersten Kinoausflug auf die Öffnung des Herzens, auf den unverstellten Gefühlsausdruck zielt. Der 3D-Animationsfilm von Rob Morrow („König der Löwen“) pfeift dabei auf eine strenge Dramaturgie, zu Gunsten des Tempos, der Action, was der Titel „Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman“ ja auch verspricht.

Geschmeidige Choreographie

Eine Boyhood durch die Epochen darf Sherman dank der Zeitmaschine erleben, mit Benjamin Franklin oder Leonardo da Vinci als Lehrmeistern, und zwischendurch jetten Hund und Junge zur Französischen Revolution, wo sie die Kuchen-vernarrte Marie Antoinette treffen und aufpassen müssen, nicht selbst den Kopf zu verlieren. In der Schule wird Sherman wegen seines Vaters gehänselt. Als er sich mit der Klassenstreberin Penny prügelt, lädt sein Adoptiv-Dad sie und ihre Eltern zum schlichtenden Dinner ein. Elegant, wie Mr. Peabody Drinks shaken kann, wie er die Cocktail-Schirmchen in die Gläser segeln und der Film sich kurz mal Zeit lässt.

Die geschmeidige Choreographie durchdringt den Übermut der Action, was sich gerade im Animationsfilm perfekt inszenieren lässt. Als Penny ins alte Ägypten ausbüxt, müssen Mr. Peabody und Sherman noch mehr durch die Epochen hetzen, wirbeln das Zeitkontinuum durcheinander, was dazu führt, dass irgendwann alle im Jetzt landen, der tumbe Agamemnon und Einstein, Leonardo da Vinci und die US-Präsidenten. Ihren Ideen hetzen die Genies und Helden hinterher wie der Hund dem Stöckchen. Aber hier vereinen sie ihre Kräfte, das Chaos befreit sie: von den Ansprüchen der Geschichte und vielleicht auch von der Einsamkeit.

Kino: Cincinatti, Maxx, Mathäser, Münchner Freiheit; Cinema OF; R: Minkoff (USA, 90 Min.)

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