"Das Leben ist ein Fest": Der stressigste Tag des Lebens

"Das Leben ist ein Fest": Eine gute französische Komödie entführt hinter die Hochzeits-Kulissen.
von  Adrian Prechtel
Und dann hebt der Bräutigam an einem großen Ballon ab: Jean-Pierre Bacri (vorne rechts) erlebt im Wahnsinn der Hochzeitslogistik als Eventmanager einen magischen Moment.
Und dann hebt der Bräutigam an einem großen Ballon ab: Jean-Pierre Bacri (vorne rechts) erlebt im Wahnsinn der Hochzeitslogistik als Eventmanager einen magischen Moment. © Universum

Wie kann es "der schönste Tag im Leben" werden, wenn alles dagegen spricht? Bei der Auswahl der Gäste hat man keine freie Hand, man steht unter Dauerbeobachtung und alle erwarten etwas ganz Besonderes. Kein Wunder, dass die Zahl der Eheschließungen und Hochzeitsfeiern seit Jahrzehnten sinkt. Dafür hat man den Eindruck: Wenn aber gefeiert wird, dann doch wieder recht klassisch, pompös.

In "Das Leben ist ein Fest" erleben wir zu Beginn ein junges Paar, das mit dem Event-Manager (Jean-Pierre Bacri) bei der Planung der eleganten Schlossfeier mit Schlussfeuerwerk um jeden Cent ringt und sich so beim stoischen, elegant sarkastischen Gastro-Unternehmer gleich unbeliebt macht.

Kurz darauf macht sich Barcri zu einer anderen Hochzeit auf, die uns jetzt durch den Film begleiten wird. Bacri begrüßt das Team aus ihm bekanntem, oft befreundetem, aber nicht immer bewährtem Personal: den selbstverliebten, gealterten Macho-Fotografen, die furios überreizte schwarze Organisationschefin (Eye Haidara), einen neuen, ahnungslosen Aushilfskellner, einen Frontmann der eingesprungen Unterhaltungsband (Gilles Lellouche) mit Provinzstarallüren.

Voraussetzungen für klassische Slapstickkomödie erfüllt

Und man ahnt: Bei den überkandidelten Wünschen des Brautpaars kann das mit dieser Chaoten-Combo, mit ihren liebenswerten Neurosen, Empfindlichkeiten und Schwächen nur schiefgehen: die Vorraussetzung einer klassische Slapstickkomödie. Die Macher (Buch und Regie) des französischen Riesenhits "Ziemlich beste Freunde", Olivier Nakache und Eric Toledano, haben aber in den Hochzeitstag mit ständig tickender Organisations-Uhr mehr gepackt: gescheiterte Geisteswissenschaftler, Schwarzarbeit, Tinder, Affären, vor allem die Stressmaschine Großküche, die extreme Partylogistik und die anstrengende Dauerlächel-Fassadenkunst des Veranstalters, obwohl im Hintergrund alles drunter und drüber geht.

Der Witz für den Zuschauer besteht darin, dass er hinter die Kulissen und in die Kochtöpfe schauen sowie heimliche Gespräche belauschen kann. So ergibt sich ein geballtes, modernes, lebendiges Lebens- und Gesellschaftspanoptikum. Hierbei wird aber weder das Lustige noch das Tragische zugespitzt. Dafür entsteht eine wunderbare Partystimmung, über der immer auch ein sanfter Hauch Melancholie und Verzweiflung liegt. Aber das Leben bleibt ein Fest! Und am Ende haben wir in diesem so menschenliebenden Film sogar den arschigen, selbstverliebten Yuppie-Bräutigam (Benjamin Lavernhe) als heimlichen, romantischen Exzentriker in unsere Sympathie mit eingeschlossen.


Kinos: Atelier, Gloria, Solln, Studio Isabella, Mathäser, Monopol (auch OmU), Theatiner (OmU) Buch & Regie: Olivier Nakache und Eric Toledano (F, B, Can, 116 Min.)

Lesen Sie auch: "Licht": Unsichtbar wie die Seele

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.