Das Kinojahr 2021: Viel Druck in der Pipeline

Natürlich soll 2021 alles besser werden: Was uns im kommenden Kinojahr erwartet - von James Bond über Kaiserschmarrn bis zur "West Side Story".
von  Adrian Prechtel / Aliki Nassoufis
Scarlett Johansson in ihrem eigenen Marvel-Film "Black Widow".
Scarlett Johansson in ihrem eigenen Marvel-Film "Black Widow". © Film Frame / Marvel Studios

Nach einem coronabedingten Desasterjahr für das Kino mit Einnahme-Einbrüchen von rund Zweidritteln, soll es 2021 wieder besser werden - mit gleich mehreren Unwägbarkeiten: Wann werden die Kinos wieder eröffnet? An Mitte Januar glauben nur harte Optimisten. Unter welchen Auflagen darf eröffnet werden - Abstand oder Höchstbesucherzahl von 50, 100, 200? Und - nach langer Entwöhnung: Wieviele Kinogänger werden dem Kino treu bleiben? Als großes Zugpferd bleibt weiterhin der mehrmals verschobene neue "James Bond - Keine Zeit zu sterben", der derzeit für den April angekündigt ist. Doch das Jahr 2021 verspricht auch noch andere Kino-Attraktionen.

Venedig war im Spätsommer das erste internationale Filmfestival, das nach Beginn der Pandemie wieder wie geplant stattfand - real, vor Ort, in Kinos. Am Ende triumphierten Frauen: Der Goldene Löwe für den besten Film ging an "Nomadland" der chinesisch-amerikanischen Regisseurin Chloé Zhao. Frances McDormand spielt darin eine Frau, die nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch ihrer Kleinstadt ihre Habseligkeiten in einen Wohnmobil packt, durch die USA fährt und sich durchschlägt. Der Film könnte gute Chancen bei den Oscars (2021 erst im April) haben und bei uns im März im Kino anlaufen.

Tom Cruise soll nächstes Jahr erneut als "Maverick" in "Top Gun 2" ins Cockpit steigen.
Tom Cruise soll nächstes Jahr erneut als "Maverick" in "Top Gun 2" ins Cockpit steigen. © Paramount

"Top Gun" kommt zurück

Vor mehr als 30 Jahren zog sich Tom Cruise eine Kampfpilotenuniform an und war mit "Top Gun" weltweit erfolgreich. Nun kehrt dieser Maverick zurück, wenn auch als Ausbilder. An seiner Seite sind Val Kilmer und Ed Harris, aber auch neue Gesichter wie Miles Teller ("Whiplash") zu sehen.

"Top Gun: Maverick" (geplanter Start im Juli) ist allerdings nicht das einzige Spektakel mit Tom Cruise. Der 58-Jährige schreckt vor Action nicht zurück und stand auch für "Mission Impossible 7" vor der Kamera. Die Dreharbeiten im Frühjahr 2020 wurden wegen der Corona-Pandemie zwar unterbrochen, konnten mittlerweile aber fortgesetzt werden. Nun ist geplant, dass Cruise als Agent Ethan Hunt im November in den Kinos zu sehen ist.

Scarlett Johansson als Marvel-Heldin

Scarlett Johansson und Alicia Vikander gehören zu den weiblichen Hollywoodstars, die sich bereits erfolgreich als Heldinnen in Actionfilmen bewiesen haben - und als solche auch im neuen Kinojahr ihre Schlagkraft unter Beweis stellen wollen. Johansson bekommt als "Black Widow" (geplanter Start im Mai) von Regisseurin Cate Shortland ihren ersten eigenen Film als Marvel-Heldin, während Alicia Vikander bereits zum zweiten Mal die unerschrockene Kämpferin Lara Croft aus "Tomb Raider" verkörpern darf. Starttermin noch offen.

Steven Spielberg ist zwar schon über 70, doch an Ruhestand denkt der dreifache Oscar-Gewinner nicht. Stattdessen hat er sich als nächstes einen Musical-Klassiker vorgenommen und neu verfilmt: "West Side Story" erzählt die bekannte Liebesgeschichte, die wegen rivalisierender Banden unmöglich erscheint. Jungschauspieler Ansel Elgort und die noch unbekannte Rachel Zegler übernahmen als Tony und Maria die Hauptrollen des Romeo-und-Julia-Stücks. Auch Rita Moreno, die für den ersten "West Side Story"-Film von 1961 einen Oscar als beste Nebendarstellerin gewann, ist in einer Nebenrolle wieder mit dabei. Der Kinostart ist erst für Dezember 2021 geplant.

Wir erinnern uns: Ein schrulliger Magier aus dem 11. Jahrhundert landet durch Zauberei in der Gegenwart - diese schräge Ausgangsidee begeisterte als Serie in den 70er Jahren das Fernsehpublikum. Vielleicht gehörte damals auch Komiker Otto Waalkes zu den Fans. Jedenfalls schlüpfte der 72-Jährige in das Magier-Outfit und begab sich in der Hauptrolle auf Zeitreise. "Catweazle", in dem auch Katja Riemann und "Der Junge muss an die frische Luft"-Jungstar Julius Weckauf mitspielen, soll Anfang März in die Kinos kommen.

Science Fiction auf einem Wüstenplaneten

Der brutale Mexikodrogenfilm "Sicario", dann die Sci-Fi-Stoffe "Arrival" und "Blade Runner 2049": Mit Werken wie diesen feierte Regisseur Denis Villeneuve bereits Erfolge. Ob er mit seinem nächsten Projekt daran anknüpfen kann? Der Kanadier nahm sich erneut einen Science-Fiction-Stoff vor und bringt zum Jahresende "Dune" in die Kinos.

Schon Mitte der 80er Jahre zeigte David Lynch den Wüstenplaneten, nun ist es der talentierte Schönling Timothée Chalamet, der in dem hochkarätig besetzten Werk neben Stars wie Oscar Isaac, Josh Brolin, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling und Javier Bardem zu sehen ist.

In Deutschland gibt es mehrere - ebenfalls aus diesem Jahr ins kommende verschobene interessante und populäre Projekte: Beim "Kaiserschmarrndrama" tut man einfach so, als ob es 2020 nicht gegeben hätte und startet genau ein Jahr später, im August 2021 - in der Hoffnung, dass es der "bayerische Bond", wie Constantin Geschäftsführer Thorsten Koch ihn nennt, also der Eberhofer, im Kino richten wird, was 2020 verwüstet wurde.

Political-Correctness-Komödie mit Christoph Maria Herbst

Im Köcher ist auch noch "Contra", eine Political-Correctness-Komödie mit Christoph Maria Herbst, die ebenfals um ein Jahr auf kommenden Herbst verschoben wurde. Sönke Wortmann hat damit die Geschichte eines Juraprofessors verfilmt, der eine rassistische Bemerkung über eine Studentin macht und vom Disziplinarausschuss verdonnert wird, die Frau mit Migrationshintergrund für einen Debattierwettstreit zu coachen.

Kommt ein bundesweites Kinofest?

In der ohnehin schwächeren Kinojahreszeit, dem Sommer, wird die Kinobranche 2021 wohl noch mit zwei Großereignissen konkurrieren müssen, die traditionell Zuschauer abziehen: Die EM und die Olympischen Spiele.

Dagegen planen die deutschen Kinoverleiher und der Kinoverband HDF ein bundesweites Kinofest, nach französischem Vorbild: halber Eintritt und viel Promotion. Aber ob diese Verbände noch genügend Geld haben, das durchzuziehen? Doch bei aller Skepsis, sind sich in der Filmbranche viele einig: Es wird - nach dieser Pandemie - einen großen Hunger auf Kino geben.

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