Das große Ding!
Paul Schraders Gaunerstück mit Willem Dafoe und Nicolas Cage: "Dog Eat Dog"
Willem Dafoe sitzt in einem grellen, rosafarbenen Wohnzimmer und jagt sich eine Line Koks ins Gehirn. Wenig später tötet er die eigentlichen Bewohner dieses Zimmers – seine Exfrau und seine Tochter, beide gefährlich übergewichtig. Hat man sich von diesem bizarren ersten Eindruck erst mal erholt kann es ja losgehen mit „Dog Eat Dog“.
Nun ja, zur Erholung bleibt eigentlich nicht viel Zeit, oft ist der Film selbst wie ein Kokainrausch, aber gerade richtig portioniert, um nicht auf die Nerven zu gehen. Regisseur Paul Schrader – hier als Verbrecher-Boss „Der Grieche“ zu sehen – inszeniert eine herrlich überzogene Gangster-Groteske. Seine fragwürdigen Antihelden hat er anscheinend aus seinen New Hollywood-Anfängen in die Gegenwart geholt: Gerade aus dem Knast wollen Troy (Nicolas Cage), Diesel (Christopher Matthew Cook) und Mad Dog (ein wunderbar unberechenbarer Dafoe) es nochmal krachen lassen. Die fette Kohle versprechen sie sich mit einer Kindesentführung. Da aber der Finger am Abzug schneller ist als die Synapsen im Gehirn, wird der kurze Aufstieg schnell zum tiefen Fall.
Schrader zeigt uns keine coolen Gangster. Er setzt uns drei soziopathische Verlierer vor, die sich eher mit sich selbst beschäftigen sollten, als mit der kriminellen Karriere. Einsam, aggressiv und abhängig: eigentlich ist das Versagen schon programmiert. Aber trotzdem wird nochmal laut und blutig auf das Gesetz gespuckt. „Dog Eat Dog“ ist ein adrenalingeladener Abgesang auf jegliche Vebrecher-Romantik.
Fr, 1.7., 19 Uhr, Sa, 2.7., 21.30 Uhr, jeweils Rio
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- Filmfest München