Dany Boon: Mehr Gemeinsamkeit wagen
Die AZ sprach mit dem Rekord-Komödianten Dany Boon über seine Schwächen und Ängste, die Politik in der Heimat und neue Ideen
Nachdem er in „Willkommen bei den Scht’is“ seine Herkunft ironisch thematisierte, beschäftigt Dany Boon in „Superhypochonder“ seine Hypochondrie.
AZ: Monsieur Boon, sie haben keine Angst Ihre Schwächen bloßzustellen?
DANY BOON: Natürlich. Aber es ist immer besser die eigenen Schwächen und dunklen Seiten zu zeigen. So zeigt man sich selbst mehr als Mensch, ist liebenswerter. Wenn man sich in eine Frau verliebt, macht man es erst falsch, weil man zeigen will, was für tolle Seiten man hat. Man versucht ein Held zu sein, wie Romain im Film. Das ist falsch. Wer gleich zeigt, wer er ist, lebt die nächsten 20 Jahre einfacher.
Ist „sei wie du bist“ die Botschaft des Films?
Das ist ein Teil. Ich denke, dass er auch sagt, dass Liebe die Antwort ist. Meine Figur im Film ist ein psychotischer Charakter. Weil er die Zeit dazu hat, weil er einsam ist. Wenn man einsam ist, hat man Zeit paranoid und wirklich krank zu werden. Sobald man mit anderen lebt, vergisst man, dass man krank sein könnte.
Haben Sie selbst, Angst alleine zu sein?
Ja. Aber seit ich einen Psychotherapeuthen sehe, kann ich damit umgehen. Nach einer Show vor viertausend Leuten ging ich ins Hotel und dort war ich alleine. Das war schwierig. Es ist wie wenn man als Taucher tief im Meer schwimmt und plötzlich auftaucht. Das ist gefährlich für die Lungen, für Gehirn und Herz. Darum habe ich mich entschlossen, Drehbücher und Theaterstücke zu schreiben und so die Einsamkeit mit anderen zu teilen.
Wie denken Sie über den aktuellen Wahlerfolg des Front National?
Es ist traurig. Es ist Wahnsinn. Mein bester Freund ist in Hénin-Beaumont geboren, dort stellt die Front National jetzt den Bürgermeister. Ich denke, die Leute dort suchen verzweifelt nach einer Lösung für ihr Leben. Hoffentlich ist es nur für sechs Jahre und dann werden sie wissen, dass es keine gute Lösung ist, zu glauben, dass eine fremde Minderheit loszuwerden Probleme löst. Sie werden sehen, dass nichts Gutes passieren wird. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir alle Fremde für jemand anderen sind. Es ist sehr traurig.
Was ist in Ihrer Wahlheimat Los Angeles anders?
Ich lebe dort mit meinen Kindern. Sie gehen in die Lycée Français, die französische Schule, und am Ende des Jahres, bekommen sie einen Brief vom Weißen Haus, wenn sie gut waren. Darin stehen Glückwünsche und „Du bist die Zukunft des Landes“ mit der Unterschrift Barack Obamas, natürlich kopiert. Und ich dachte: „Was für eine großartige Idee!“ Meine französisch-schweizer Kinder haben sich als Amerikaner gefühlt. Sie waren so glücklich. Als mein Sohn Obama im Fernsehen gesehen hat, hat er ganz aufgeregt gesagt: „Von dem habe ich einen Brief bekommen!“ Es geht darum Menschen zu verbinden, sie zu sammeln, um gemeinsam zu sein. Das fehlt in Hollandes Politik. Man muss wieder zusammen kommen. Das hat auch wieder etwas mit Einsamkeit zu tun.
Ist der Film auch als Kommentar über soziale Hypochondrie beim Thema Immigration zu verstehen?
Irgendwie schon. Vielleicht wird mein nächster Film in einer kleinen Stadt im Norden Frankreichs spielen, die von der Front National regiert wird. Warum nicht? Das könnte eine gute Idee sein. Aber ich bin kein Politiker. Ich denke es ist nicht meine Rolle mich in die Politik einzumischen. Wir sind zwar politisch als Autoren. Natürlich spreche ich über Identität und Imigration in meinen Filmen. Das ist eine Art politischer Geste. So weit müssen wir gehen. Und natürlich bin ich manchmal in Sorge über das, was in Frankreich passiert.
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