Dany Boon in "Superhypochonder": Überall Bazillenschleuern

Sympathisch amüsant: Dany Boon ist ein „Superhypochonder“, der uns spiegelt
von  Adrian Prechtel

Sympathisch amüsant: Dany Boon ist ein „Superhypochonder“, der uns spiegelt
Mediziner machen im zweiten Semester den Selbstversuch: Jeder wäscht sich mal die Hände. Dann wird ein Mittel auf die Hand gegossen, das Mikroben, Viren und Bakterien sichtbar macht. Und? Oh Schreck: Da kreucht und fleucht es immer noch ganz schön! Hat Romain (Dany Boon) wird, wenn er eine U-Bahn-Haltestange anfassen muss, hinter ihm jemand niest – oder eine Frau ihn küsst?

An der Hysterie drohen Männerfreundschaften zu zerbrechen

Ja, „Hypochondrie“ erschwert nicht nur den Alltag, sondern auch das Liebesleben. Und welche Rolle spielt da der Arzt? Für Dr. Dimitri Zvenka (Kad Merad) könnte Romain ein Glücksfall, eine Art Lebensversicherung sein, aber er ist auch noch der beste Freund. Und so verkeilen sich die Privatleben der beiden auf originellste Weise: der Hysteriker stellt mit seinem Tick die Freundschaft und Ehe des Freundes auf härsteste Proben, schafft den Sprung über den eigenen Bazillen-Verfolgungswahn nur mit Hilfe der Schwester des Freundes. Die Frage, ob Hypochondrie heilbar ist? Davor kapituliert der Film selbst auf witzigste Weise. Dany Boon – auch Buchautor, Regisseur – bildet mit Kad Merad nach dem Überraschungserfolges der „Sch’tis“ wieder das Dream-Team.

Subtil wird unsere Gesellschaft beleuchtet

Und bei aller vordergründigen Komik, werden subtil noch andere Gesellschaftsprobleme angesprochen: unser Umgang mit Immigration (Romain versucht sich zur Überwindung seiner Körperlichkeits-Phobie als Helfer für Flüchtlinge) oder die Gelangweiltheit reicher Bürgersfrauen, die in Charity-Aktivitäten für Tiere oder in politische Romantisierung von Freiheitsbewegungen mündet. Das alles ist nicht immer perfekt, oft etwas zu nett karikiert, aber wunderbar ohne jede Derbheit, was diese Komödie in ihrer Machart auch sympathisch altmodisch macht. Und die Analyse, dass wir mit der permanenten alarmistischen Aufklärung über „Gefahren“ eine narzistische Gesellschaft von Hysterikern züchten, ist auch wahr.

Kino: Sendlinger Tor, Rex, Cadillac, Cinemaxx, Mathäser, Münchner Freiheit B&R: Dany Boon (F, 107 Min)

 

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