"Das Lehrerzimmer": Von Bayern abgelehnt, von Hollywood eingeladen

Der FFF Bayern fördert Filmproduktionen mit 40 Millionen Euro jährlich. Der oscarnominierte Film "Das Lehrerzimmer" stieß dort aber auf kein Interesse
von  Volker Isfort
Der Münchner Produzent Ingo Fliess erhielt im vergangenen Jahr den Deutschen Filmpreis, die "Lola in Gold", für das "Das Lehrerzimmer"
Der Münchner Produzent Ingo Fliess erhielt im vergangenen Jahr den Deutschen Filmpreis, die "Lola in Gold", für das "Das Lehrerzimmer" © Hannes P. Albert/dpa

Seine Studenten in der HFF hielten sich am Dienstag nicht an die Hausordnung und streamten die Oscarnominierungen live aus Hollywood. Denn Ingo Fliess, der Münchner HFF-Professor für Produktion und Medienwirtschaft, ist als Produzent verantwortlich für den Kinofilm "Das Lehrerzimmer", der in der Sparte "Bester internationaler Film" für einen Oscar nominiert wurde.

"Dass dieser kleine Independent-Film sich gegen die große internationale Konkurrenz behaupten konnte, ist für mich eine große Befriedigung", sagte Fliess der AZ. "Mich freut wahnsinnig, dass sich das Kino der Menschlichkeit von Regisseur Ilker Çatak durchsetzen konnte, ein Film ohne Nazi- und Stasithematik, der von unserer Gesellschaft im Hier und Jetzt erzählt."

Die Bayerische Filmförderung hätte sich an diesem Erfolg beteiligen können. Im Fall von Ingo Fliess und dessen Projekt "Das Lehrerzimmer" lag der FFF Bayern allerdings falsch und lehnte eine Förderung ab. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Filmförderungsanstalt (FFA) und die DFFF sprangen ein und ermöglichten den Film.

Lieber "Manta Manta" mit Geld überschütten

Eher symbolisch half der FFF Bayern später dann doch noch und unterstützte "Das Lehrerzimmer" nach Fertigstellung des Films mit 50 000 Euro Verleihförderung. Auf derselben Sitzung im März 2023 wurde "Manta Manta - zwoter Teil" in der Verleihförderung mit der fünffachen Summe bedacht, und Til Schweigers Film hatte zuvor auch schon 300 000 Euro Produktionsförderung erhalten.

Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, hat der Branche schon vor zwei Jahren versprochen, die Filmförderung zu reformieren, mit der fast alle unzufrieden sind. Es gibt nicht wenige Filmschaffende, die in der regional zergliederten Filmförderung einen Grund für den mangelnden Erfolg deutscher Kinoproduktionen sehen.

Kleinteilige Filmförderung

Aber die Aufgabe der Filmförderungen ist eine doppelte: Sie wollen anspruchsvolle Filme unterstützen, die sonst vielleicht nicht finanziert werden könnten. Und sie sind dafür da, den jeweiligen Medienstandort zu stärken. Denn die finanzielle Unterstützung gibt es nur, wenn das Geld auch vor Ort ausgegeben wird, sei es für die Dreharbeiten oder beispielsweise die Postproduktion. So soll aus jedem durch Fördergeld investierten Euro ein Mehrfaches für den Medienstandort generiert werden. Zumindest in der Theorie. Die Förderung bleibt ein Zwitter: Denn unterstützt werden auch solche Vorhaben, deren wirtschaftlicher Erfolg absolut gesichert ist, wie etwa die x-te Verfilmung eines Eberhofer-Krimis nach einem Roman von Rita Falk. Im Erfolgsfall allerdings zahlen die Produzenten das Fördergeld wieder zurück, während es ansonsten verloren ist. Andererseits wäre der FFF Bayern auch überflüssig, wenn er nur auf sichere Erfolge - falls es so etwas gäbe -setzen würde.

Den gordischen Knoten der kleinteiligen Filmförderung hat auch Claudia Roth bislang nicht zerschlagen können. Die 15 Förderinstitutionen des Bundes und der Länder haben wenig Interesse daran, ihre Zuständigkeiten abzugeben.

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