Catherine Deneuve pariert die Presse

Berlinale: Catherine Deneuve wehrt sich charmant gegen Unverschämtheiten der Presse, Volker Schlöndorff mag’s in seinem neuen Film gefühlvoll
Michael Stadler |
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Catherine Deneuve bei einer Pressekonferenz der Berlinale.
dpa Catherine Deneuve bei einer Pressekonferenz der Berlinale.

Auf der Leinwand sind die Stars ungreifbar weit weg, bei den Pressekonferenzen auf der Berlinale sitzen sie einfach da und treffen auf Journalisten, die nach Ansicht des Films spontan Fragen aushecken müssen. Ein gefährliches Spiel.
Eine Göttin des französischen Films, Catherine Deneuve, muss sich zur Berlinale-Weltpremiere von Martin Provosts „Ein Kuss von Beatrice“ beispielsweise den Kommentar einer Journalistin gefallen lassen, dass sie doch in so vielen Meisterwerken mitgespielt habe – wie es denn sei, nun in so einem Film, der alles andere als ein Meisterwerk sei, mitzuspielen?

„Das ist gemein und unfreundlich, was Sie da sagen“, entgegnet die Deneuve und bewahrt gelassen ihre Contenance. „Man weiß doch gar nicht, ob ein Meisterwerk entstanden ist. Oft merkt man das erst Jahre später. Die Filme von Francois Truffaut haben auch positive und negative Kritiken bekommen und Jahre später hat man sie zu Meisterwerken erklärt.“ Cineastische Qualität zeigt sich also oft erst im Lauf der Jahre. Aber auf der Berlinale sollen ja schon am Samstag die Bären verliehen werden.

Meisterwerk, icke hör dir trapsen

Allgemeine Begeisterung bei Publikum und Kritik hat bislang einzig Aki Kaurismäkis Flüchtlingstragikomödie „The Other Side of Hope“ hervorgerufen – Meisterwerk, icke hör dir trapsen. So etwas wie finnische Lakonie vermisst man dann in „Rückkehr nach Montauk“, dem neuen Film von Volker Schlöndorff. Der alternde Schriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgard) reist nach New York, um sein neues Werk vorzustellen. Das Buch handelt, autobiographisch angehaucht, von einer verflossenen Liebe und der Reue, die der Ich-Erzähler verspürt, weil er die Beziehung zum Scheitern brachte.

Die Frau von einst trifft Max ganz real wieder: Rebecca (Nina Hoss) arbeitet in New York als Anwältin, und obwohl Max mittlerweile eine junge, ihm treu ergebene Ehefrau hat, begibt er sich mit Rebecca auf einen Wochenendtrip nach Montauk, einer Küstenstadt am Rande von Long Island.

Ein gediegenes Konversationsdrama entspinnt sich vor schöner Kulisse: Da reden zwei ganz offen über ihre Gefühle. Der Film basiert lose auf einer Erzählung von Max Frisch - und auf Schlöndorffs Lebenserfahrungen. Das Drehbuch verfasste er mit dem irischen Schriftsteller Colm Tóibín, bei Bedarf fügte Schlöndorff Dialoge hinzu.

Ein Unvorhersehbarer

„Meinen Sie, dass Max Frisch sich über diesen Film gefreut hätte?“, fragt ein Journalist bei der Pressekonferenz. „So vorhersehbar ist Frisch nicht, dass ich das beantworten könnte“, meint Schlöndorff. „Aber das schwang schon bei der Verfilmung von ,Homo Faber’ mit: der ältere Mann und die jüngere Frau. Frisch hatte immer diesen Blick zurück, auf ein verfehltes, versäumtes, verpfuschtes Lebens.“

Max begeht einige neue Fehler: Das Turteln mit der alten Liebe verletzt die Frau, die ihm jetzt treu zur Seite steht. Neuer Stoff für Gespräche, während die Bilder zu viel schweigen. Große Filme hören sich anders an, denkt man sich, aber man sollte doch freundlich bleiben, allein Deneuve zuliebe.

 

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