"Bros" im Kino: Flotter Dreier unter Männern

Romantisch, lustig, schwul: Hollywood wagt was mit der Komödie "Bros".
von  Michael Stadler
Bettszene in der Weihnachtszeit: Billy Eichner (links) als Bobby und Luke Macfarlane als Aaron.
Bettszene in der Weihnachtszeit: Billy Eichner (links) als Bobby und Luke Macfarlane als Aaron. © picture alliance/dpa/Universal Studios

Als rasant sprudelndes Sprachrohr der queeren Community hat Bobby es als Podcaster weit gebracht – so weit sogar, dass er eines Tages vor einem Produzenten sitzt und einen Auftrag bekommt: Er soll eine romantische Komödie, kurz: Rom-Com, schreiben, nur, dass die Protagonisten schwul und nett sind.

Schon beim Wort "nett" explodiert Bobby, nein, kommt nicht in Frage, und während er dem erstaunten Produzenten einen Korb gibt, sitzt man als Zuschauer exakt in dem Film, den er schreiben soll. Denn in "Bros" sind beide Hauptfiguren nett und schwul. Zudem sind der nerdige Bobby (Billy Eichner) als auch seine Club-Bekanntschaft, der muskulöse, nicht weniger smarte Aaron (Luke Macfarlane), bindungsscheu, was genau zu den Hindernissen gehört, die es in Rom-Coms zu überwinden gilt.

Klischees durch den Kakao gezogen

Kaum zu glauben, dass eine romantische Hollywood-Komödie mit einem schwulen Paar im Zentrum ein Novum sein soll. Aber genau das ist "Bros" – so wird der Film von Nicholas Stoller, der gemeinsam mit Billy Eichner das Drehbuch schrieb, auch beworben.

Schwule Liebe im Film war bislang vor allem Sache des Independent-Kinos oder endete tragisch, zum Beispiel in "Brokeback Mountain", mit den heterosexuellen Schauspielern Heath Ledger und Jake Gyllenhaal als schmerzlich verliebten Cowboys.

In "Bros" macht man sich über solche Phänomene lustig, wobei die queere Community ebenfalls ihr Fett wegkriegt. Klischees werden hier gleichermaßen in Frage gestellt wie bedient und durch den Kakao gezogen. Wird in einer Szene noch gescherzt, dass im Gay Club wohl alle wieder ihre Shirts ausziehen werden, sieht man nach einem Schnitt eine Handvoll Männer im Club tatsächlich oben ohne tanzen.

Flotter Dreier unter Männern

Die Dynamiken, die es in einer heterosexuellen Beziehung gibt, werden in "Bros" nicht plump übertragen; es gibt durchaus Unterschiede in den Kennenlern- und Beziehungsdynamiken, die der Film heiter ins Bild rückt. Ein flotter Dreier unter Männern, zu dem sich ein unerwünschter Vierter gesellt, gehört zu den witzigen Szenen des Films.

Weil Weihnachten vor der Tür steht, erklingt dazu der Klassiker "Santa Baby" – ein beschauliches Lied zur fröhlichen Bettszene. Die Filmmusik von Marc Shaiman hat zuckersüße Stellen, es gibt harten und romantischen Sex, wilde und zärtliche Küsse, begehrende und liebevolle Blicke. Alles wie gehabt.

Beide Hauptfiguren werden ausführlich charakterisiert, haben auch beruflich Konflikte – Bobby muss Fördergelder für das erste Museum für queere Geschichte in New York beschaffen, Aaron arbeitet als Nachlass-Anwalt und hat eigentlich andere Träume –, und damit das mit der Liebe klappt, muss man den anderen nun mal so nehmen, wie er ist. Die typische Lektion einer Rom-Com.

Dennoch ist diese außergewöhnlich. Vor allem auch, weil sie wirklich lustig ist und selbst manch' hartgesottene Kritiker am Ende schluchzen musste. Insofern: Alle reingehen.


Regie: Nicholas Stoller (USA, 115 Min.)
Kino: Cadillac, CinemaxX, Mathäser, Royal (DF); Arena, Atelier (OmU), Museumlichtspiele, Cinema (OV)

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