Interview

Bezzel im Interview über Eberhofer: "Ich liebe seine Gelassenheit"

Sebastian Bezzel über seinen siebten Auftritt als Franz Eberhofer in "Kaiserschmarrndrama".
von  Philipp Seidel
Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) macht sich Sorgen um Hund Ludwig.
Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) macht sich Sorgen um Hund Ludwig. © Constantinfilm / Bernd Schuller

Die Freundschaft zu seinem besten Freund Rudi hat einen Knacks (wegen eines ärgerlichen Unfalls). Daheim hängt der Haussegen schief (wegen einer geplanten Gemeinschaftssauna). 

Das reicht schon, um einen Mann auf Trab zu halten. Und dann gibt es auch noch Arbeit: Eine Joggerin wird ermordet. Dorfpolizist Franz Eberhofer hat also auch in "Kaiserschmarrndrama" wieder allerhand zu tun.

AZ: Herr Bezzel, hat der Filmhund Ludwig Sie nach einem Jahr wiedererkannt?
SEBASTIAN BEZZEL: Ich glaube nicht. Ich habe den Hund aber auch relativ in Ruhe gelassen, weil am Set immer sehr viele Leute sind und alle immer fragen: Ja, wo isser denn? Ich glaube nicht, dass er sich gesagt hat: Ah, da ist mein Filmherrchen.

Bezzel: "Ich dachte immer, ich wäre der Herzensbrecher" 

Ist es immer derselbe Hund?
Ja. Und das Tolle ist: Er hat als blutiger Anfänger bei uns begonnen und ist von Film zu Film besser geworden. Er wurde toll trainiert, und es war toll zu sehen, dass nach einem Jahr Sachen gingen, die im Jahr zuvor noch nicht geklappt hatten.

Und er ist natürlich ein Herzensbrecher.
Ich dachte immer, ich wäre der Herzensbrecher. Aber wenn erst der Hund und jetzt auch noch ein Baby da sind, hat man als erwachsener Mann keine Chance.

Sebastian Bezzel: In diesen Situationen werde ich nervös

Um welche Eigenschaft beneiden Sie den Eberhofer?
Er hat oft eine bewundernswerte Gelassenheit. Und er ist null hysterisch.

So richtig hysterisch scheinen Sie aber auch nicht zu sein.
Es gibt schon Momente, wenn es knapp wird, den Zug noch zu kriegen, oder wenn ich vom Autoverkehr gestresst bin. Hysterisch ist vielleicht falsch, aber ich werde dann sehr nervös.

Wie lange dauert es, bis Sie den Eberhofer in sich wieder geweckt haben, wenn ein neuer Dreh ansteht?
Das geht schnell. Das ist eigentlich beim Anziehen des Kostüms geschafft. Und es gibt natürlich auch gewisse Rituale und Sachen, die sich wiederholen. Man kennt die Kollegen und das ganze Team gut, ich weiß, wie der Kameramann arbeitet - und dann ist es schnell, reinzukommen. Das ist in anderen Rollen schwieriger.

Bezzel: "Den typischen Eberhofer-Fan gibt es nicht"

Und das Ablegen der Rolle?
Genauso. Das kommt auch aus der Gewohnheit, da ich es schon so oft gemacht hab.

Auch weil Sie Parallelen zum Eberhofer bei sich entdecken?
Wirklich eher aus Gründen der Gewohnheit. Das war im "Tatort" früher ähnlich, dass ich die Figur schon so gut kannte. Und auch die Zusammenarbeit mit Eva Mattes.

Sie haben mit Eva Mattes zwölf Jahre gedreht, seit 2013 sind Sie der Franz Eberhofer im Kino. Gibt es jemanden, der näher an der deutschen Zuschauerseele ist als Sie?
Ich weiß gar nicht, ob ich nahe an der deutschen Zuschauerseele bin.

Der "Tatort" und der Eberhofer sind doch zwei der ganz großen Erfolgsmarken.
Beim Eberhofer ist es toll, dass es sich so langsam entwickelt hat. Es war ja kein Explosionserfolg, es ist jedes Mal ein bisschen mehr geworden. Andere Filme haben noch mal ganz andere Zuschauerzahlen - die bleiben aber auch nicht so lange dabei. Es fühlt sich insofern toll an, weil man eine Bestätigung für seine Arbeit kriegt. Und gerade beim Eberhofer sehe ich es als großes Ensemblestück. Viele Rollen kommen immer wieder und sind mit hervorragenden Kollegen besetzt. Das macht wirklich Spaß, dass wir uns da als Team so gefunden haben. Ich glaube, das ist auch Teil des Erfolgs, und das mögen die Zuschauer auch. Es zeigt sich auch daran, dass es nicht den typischen Eberhofer-Fan gibt. Bei den Kino-Touren haben wir von der Uroma bis zum Enkel aus jeder Bevölkerungsschicht jemanden, der die Filme gerne mag.

Lisa Maria Potthoff und Sebastian Bezzel 2020 bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Prinzregententheater München. Die Darsteller und das Team wurden mit dem Publikumspreis für den Film "Leberkäsjunkie" ausgezeichnet.
Lisa Maria Potthoff und Sebastian Bezzel 2020 bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Prinzregententheater München. Die Darsteller und das Team wurden mit dem Publikumspreis für den Film "Leberkäsjunkie" ausgezeichnet. © Tobias Hase/dpa

Die Filme leben, wie Sie sagen, vom Ensemble.
Das ist auch das große Verdienst von Ed Herzog, mit dem ich auch schon Bodensee-"Tatorte" gemacht habe. Und schon damals ist mir aufgefallen, dass der Ed so unheimlich gut besetzt. Beim Drehen merkt man: Das geht total auf. In "Kaiserschmarrndrama" spielt Sarah Viktoria Frick vom Burgtheater mit, eine etablierte, tolle Schauspielerin, aber es spielen auch Laien, Kabarettisten...

Und es funktioniert als Ensemble fantastisch.
Weil Ed auf gute Typen und eine wahnsinnig gute Mischung setzt. Es sind alles totale Charakterköpfe.

 Bezzel: "Die Disziplin der Ornithologie ist bei mir nicht angekommen"

Der bekannteste Drehort der Eberhofer-Krimis ist das niederbayerische Frontenhausen mit dem "Eberhofer-Kreisel". Steht der Eberhofer-Hof auch dort?
Es gab einen Hof in Oberbayern, aber da konnte man in eine Richtung nicht drehen, weil da immer die Berge waren. Der wurde verkauft. Der jetzige Hof ist in Niederbayern im Landkreis Dingolfing-Landau, der ist noch besser. Innen schaut er fast identisch aus, das hat die Ausstattung hervorragend hingekriegt. Und der Platz vor dem Hof ist schön, weil man besser erzählen kann, wo der Saustall ist, wo ich immer hingehe.

Er ist so schön überschaubar wie ein Playmobil-Hof, nur leicht verwittert.
Es sind auch die schönsten Drehtage, wenn wir auf dem Hof sind.

Ihr Vater ist Ornithologe. Wie viele Vogelarten können Sie nennen, wenn Sie durch den Wald gehen?
Nennen kann ich einige, aber nicht bestimmen, wenn ich sie sehe. Aber ich habe vieles andere von meinen Eltern, vor allem von meiner Mutter. Sie waren immer große Kabarett-Fans, sie haben mich als Kind schon immer mit ins Theater genommen. Ich habe vieles andere von meinen Eltern übernommen. Aber die Disziplin der Ornithologie ist bei mir nicht angekommen.


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