Besitzen ist schöner als ausgeben

Meins! Peter Jackson inszeniert mit „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ eine Fabel über die Gier, die auch Hobbit Bilbo erfasst. Doch immerhin öffnet sich für Momente ein anderer Blick: auf die Liebe
Michael Stadler |
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Ach, da lässt der Hobbit Bilbo Beutlin im Kampf gegen die Spinnen des Dunkelwalds doch glatt den Ring aus seiner Hand fallen! Schnell jagt er dem Objekt der Begierde hinterher, in die Tiefe, bis er den Ring triumphierend wieder in Händen hält, sein Blick in Richtung Kamera: „Meins!“

Der Ring drohte schon in den „Herr der Ringe“-Filmen den Hobbit Frodo zu korrumpieren. Jetzt ist es Bilbo, der die unsichtbar machende Wirkung des Zauberstücks immer wieder für Rettungsaktionen nutzt und damit sich der Gefahr aussetzt, vom Spaß an der Macht verdorben zu werden. Die Gier in all ihren Ausformungen bestimmt gerade den Mittelteil der „Hobbit“-Trilogie; Anlass für Bilbos Reise mit den dreizehn Zwergen und Zauberer Gandalf ist immerhin ein Goldschatz, den der Drache Smaug geklaut hat, nachdem dieser die Stadt Esgaroth zerstörte. Am Schatz hängt auch das ganze Zwergenkönigreich, aber irgendwie fragt man sich schon, was Smaug eigentlich mit all den Reichtümern anfangen will. Einen Flachbildschirmfernseher kaufen? In den Urlaub fliegen? Kann er selbst.

So beschränkt sich Smaug darauf, den Schatz zu bewachen, ähnlich wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher. Die Macht definiert sich über den Besitz, nicht übers Ausgeben. Selbst die Spinnen im Dunkelwald fressen den benebelten Bilbo und seine Begleiter nicht einfach auf, sondern spinnen sie ein, für zukünftige Mahlzeiten, oder vielleicht sammeln sie auch gerne.

Die Zwerge gelten als raffgierige Gesellen, selbst Pelzwechsler Beorn verachtet sie. Aber er hilft ihnen doch, weil er die Orks noch mehr hasst. Die dürfen das absolut Böse und Blöde bei Jackson verkörpern, Wesen, die ohne schlechtes Gewissen gekillt werden können. Dass sie keine emotionale Tiefe haben, mag daran liegen, dass im zukünftigen dritten Teil die verfeindeten Völker sich zumindest im Kampf gegen die Orks vereinen können – aktuelle Bezüge kann man sich selbst denken.

Streitereien gab es 2005 auch nach dem Erfolg des „Herrn der Ringe“. Peter Jackson verklagte Produktionsfirma New Line, weil er an einigen Erlösen, Merchandising und ähnliches, nicht anständig beteiligt wurde. „Habgierig“ wurde Jackson von New-Line-Chef Robert Shaye genannt, doch man konnte sich einigen. Nachdem Guillermo del Toro 2010 die „Hobbit“-Regie nach vielen Verzögerungen abgab, sprang Jackson selbst ein, um auch diese Trilogie zu inszenieren. Alles seins.

Eine weibliche Heldin hat Jackson in die Fortsetzung eingebaut, die Elbin Tauril, die von Legolas begehrt wird und sich doch mehr für den inhaftierten Zwerg Kili interessiert. Da lässt Kili einen schwarzen Stein, ein Familienerbstück, durch die Gitter kullern. Tauril hebt ihn auf. Aber sie will ihn nicht besitzen, sondern gibt ihn Kili zurück. Das muss Liebe sein.

Kino: Cadillac, Cincinatti, Gabriel, Leopold, Neues Rex, Kino Solln, Maxx, Mathäser, Münchner Freiheit, Rio, Royal, Gloria, Cinema und Museumlichtspiele in OF, R: Peter Jackson (USA, NS 161 Min.)

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