Berührend: Die "Ironie des Lebens" mit Uwe Ochsenknecht und Corinna Harfouch

Das Witzniveau dieses Edgars ist – alkoholisch und witztechnisch – irgendwo zwischen Harald Juhnke selig und Mario Barth: mit Prostata und Cholesterinwitzen sowie Lachern über Sex im Alter. "Die Ironie des Lebens" von Marcus Goller ist aber letztlich kein humoristischer Film, obwohl die Hauptfigur ein Star-Comedian ist – hier gespielt von Uwe Ochsenknecht.
Schnell entlarvt der Film das Starleben als Fassade: Edgar ist einsam, trinkt viel zu viel, und seine Witze sind nur scheinbar selbstironisch, gehen im Gegenteil oft auf Kosten anderer – vor allem auf Kosten seiner Ex-Frau Eva, anhand derer er Witze darüber reißt, warum Männer und Frauen nicht zusammenpassen – und natürlich letztere schuld daran sind.

Aber dann klopft Eva (Corinna Harfouch) an seine Backstage-Garderobentür, hinter der er im Udo-Jürgens-Bademantel mit Whiskyglas sitzt, erschöpft – nicht nur von der Tour, sondern vom Älterwerden, was an seinem Narzissmus nagt. Sie eröffnet ihm - ohne Ansprüche oder Selbstmitleid –, dass sie todkrank ist.

Regisseur Markus Goller ("Eine ganz heiße Nummer") erzählt "Die Ironie des Lebens" oft fast irritierend vorhersehbar, dabei eher tragisch mit einigen komischen Einsprengseln. Aber der Film hat ernste Würde. Das liegt vor allem an Eva. Sie hat sich gegen weitere Krankenhausaufenthalte, Chemo und OPs entschieden.
Ein letztes Mal im Rapsfeld
Sie verdrängt den bevorstehenden Tod nicht, lässt ihn aber nicht über die ihr verbleibende Zeit triumphieren. "Ich kann nicht zulassen, dass du so eine fatale Entscheidung triffst", sagt er und organisiert sofort mit seinem Vitamin-B eine mögliche Spezialistenbehandlung. Sie sieht das als weiteren Beweis seiner Egozentrik: "Es geht nur um dich. Es ist nur eine, dich selbst beruhigende Edgar-Show".
Das Spannende an "Die Ironie des Lebens" ist aber nicht so sehr die absehbare Läuterung der narzisstischen Figur von Ochsenknecht. Dem Film gelingen viele bewegende und wahrhaftige Momente. Eine der stärksten Szenen ist, als Edgars Sohn (Robert Gwisdek) – in großer Härte – ihm sein egozentrisches Versagen als Vater vorwirft. Und wenn Harfouch bei einem Zwischenstopp auf einem gemeinsamen Roadtrip des Ex-Paares in das gelbe Meer eines Rapsfeldes geht und er ihr hinterher, ist man völlig unkitschig in großen Lebensfragen. Sie wird Melancholie befallen, beim Gedanken, dass es das letzte sommerlich blühende Rapsfeld in ihrem Leben sein wird. Und seine Hilflosigkeit in Anbetracht ihres baldigen Todes ist nie peinlich, sondern nachspürbar.
Zwar bleibt Edgar die Hauptfigur, aber Corinna Harfouch spielt sich als Eva sensibel und kraftvoll auf Augenhöhe, auch weil der Film elegant immer mehr Facetten ihrer Lebensleistung offenlegt. Und dann gelingt ihr in einem weiteren bewegenden Moment noch die Größe, das "Zerrüttungsprinzip" einzuräumen: Am Scheitern einer Beziehung sind meistens eben beide schuld – also auch sie.
So gewinnt der Film im Laufe seiner zwei Stunden an psychologischer Tiefe. Dabei bleibt "Die Ironie des Lebens" immer ein Film, der uns Zuschauer nicht verstören, sondern berühren will.
R: Marcus Goller (D, 118 Min.); Kinos: ABC, Astor Film Lounge, Gloria, Leopold, Mathäser, Neues Maxim