Ben Affleck und Olga Kuylenko spielen Szenen einer Liebe

Auf Terrence Malicks „To the Wonder“ muss man sich neugierig und ruhig einlassen. Dann erlebt man tiefes Nachdenken  
von  Adrian Prechtel

Auf Terrence Malicks „To the Wonder“ muss man sich neugierig und ruhig einlassen. Dann erlebt man tiefes Nachdenken

Es gibt Regisseure, die auch etwas Opfer ihrer Aura sind: Terrence Malick zum Beispiel. Auf Weltpremieren erscheint er nicht, er gibt keine Interviews und lässt sich oft unheimlich viel Zeit für seine Projekte, auch wenn diesmal „To the Wonder“ schnell entstand, als intensiv assoziativ hingeworfener Film.

Entweder gehen einem das bedeutungsschwangere, sich in die Natur Strecken und Räkeln einer evahaften Frau, die Schwere der klassischen und neuklassischen Musik und die ständigen Liebes-Schicksals-Reflexionen aus dem Off auf die Nerven.

Oder aber man lässt sich auf das Pathos und die allzu große Lebensfrage ein, wie Liebe funktioniert. Dann hat man einen wirklich philosophischen Film gesehen – mit Ben Affleck als amerikanischem Umweltingenieur und seiner Pariser Geliebten, später Frau und am Ende geliebten Ex (Olga Kurylenko).

Wenn man sich also in den naturbeseelten Bilderstrom der Frage nach Liebe, Begehren und Dauer begibt und noch analytisch hinschaut, merkt man, wie feinsinnig assoziativ der Film gestaltet ist. Er verhandelt die Gegensätze Europa-USA, die Kulturlandschaft wie Abtei Saint-Michel an der französischen Altantikküste gegen reine amerikanische Natur mit ihren harten Zivilisationsnarben. Klassische Musik wird gegen Bison- und Mustangherden gesetzt, Gotik und Versailles gegen die Prärie, Paris gegen den Mittleren Westen. Und Javier Bardém taucht als ein von der Liebe abgeschnittener, hispanischer Priester auf, der zu den Armen geht, die ihm aber – wie alles in den USA – fremd bleiben.

Vor diesen aufgeladenen Spannungs-Bildern verhandelt ein Liebespaar die Fragen von Freiheit und Sex, Form und Geboten. Und je länger man also über diesen Film nachdenkt, anstatt ihn nur zu konsumieren, desto fantastischer funktioniert er – auch als Selbstbefragung.

Kino: City (OmU), Monopol (OmU), Studio Isabella (OmU)
R: Terrence Malick
(USA, 112 Min.)

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