"Bauernopfer“: Das karierte Schlachtfeld

"Bauernopfer“ zeigt den Kampf des Schachprofis Bobby Fischer – mit dem Gegner und sich selbst.
von  Margret Köhler
Schach-Genie Bobby Fisher (Tobey Maguire)
Schach-Genie Bobby Fisher (Tobey Maguire) © StudioCanal

Zwei Männer, die angestrengt auf ein Schachbrett starren, das bringt vielleicht nur die Emotionen eingefleischter Schachspieler in Wallung. Anders im Sommer 1972 beim Jahrhundert-Match in Reykjavik zwischen dem Amerikaner Bobby Fischer, und seinem russischen Rivalen, dem amtierenden Weltmeister Boris Spassky.

Ging es doch nicht nur darum, wer den anderen schlägt, sondern im Kalten Krieg auch um den Wettkampf der Systeme und Ideologien. Auf dem Roten Platz in Moskau und auf dem New Yorker Times Square verfolgen die Fans das Geschehen und feiern ihre Idole wie Popstars. Fischer (Tobey Maguire) hält nicht nur mit seinen genialen Zügen die Zuschauer in Atem, sondern auch die Organisatoren, er kommt zu spät oder tritt bei der zweiten Partie gar nicht erst an. Aber der jüdische Amerikaner, der seine Wurzeln verleugnet, kämpft auch mit seinen eigenen Dämonen.

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Das Porträt eines selbstzerstörerischen Menschen

Als Sechsjähriger entdeckte der Außenseiter seine Liebe zum Schach, war mit 14 Meister der USA. Edgar Zwick ("Last Samurai“, "Blood Diamond“) zeichnet in diesem Showdown des Geistes und der Gefühle das Porträt eines selbstzerstörerischen Menschen.

In langen Rückblenden zeigt er die Wunden der Vergangenheit, ohne eine finale Erklärung liefern zu wollen. Fast pathologisch ist der Hass des Einzelgängers auf Kommunisten und Juden, sein Verfolgungswahn, sein abrupter Wechsel von Höflichkeit zur Brüskierung. Ein Mann, der nicht verlieren will, aber sich auch vor den Folgen des Gewinnes fürchtet.

Dass man den unsympathischen Wicht in seinem übertriebenen Egoismus dennoch irgendwie mag, liegt an Tobey Maguire als paranoides und unter Einsamkeit leidendes Genie, das überall Wanzen verortet und deshalb Bilderrahmen oder Telefone in Stücke zerlegt. Wie er den ebenfalls brillanten Liev Schreiber als seinen Gegner in die Falle lockt und Schachmatt setzt, ähnelt einem düsteren Psychothriller. Beide ahnen nicht, dass sie selbst nur als Bauern in einem abgekarteten politischen Propagandaspiel dienen.


Kinos: Monopol, Münchner Freiheit / R: Edward Zwick (USA, 115 Min.)

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