Update

Fabelzahlen für "Barbie": Kinofilm knackt sämtliche Rekorde – besonderer Meilenstein erreicht

Zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sorgen gemeinsam für einen Hype an den Kinokassen: Doch wer hat finanziell im Duell "Oppenheimer" vs. "Barbie" die Nase vorn?
von  Volker Isfort
Margot Robbie spielt in "Barbie" die Titelfigur.
Margot Robbie spielt in "Barbie" die Titelfigur. © © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Der absurdesten Frage der vergangenen Woche musste sich "Oppenheimer"-Hauptdarsteller Cillian Murphy auf einem brasilianischen Youtube-Kanal stellen: Ob er bereit stünde, Ken in einem zweiten "Barbie"-Film zu spielen, worauf Murphy lachend zustimmte.

Matt Damon, der ebenfalls in "Oppenheimer" mitspielte, war schon skeptischer, er habe nicht die "Kenergy" von Ryan Gosling für die Rolle. So geht das "Barbenheimer"-Geplänkel in die nächste Woche und hilft beiden Filmen.

Marketing-Chef: "Barbie" startete eine "pinke Bewegung"

Josh Goldstine, verantwortlich für das weltweite Marketing bei Warner Bros. erzählt im Interview mit dem britischen "Guardian", dass es dem Studio mit gezielten Einsätzen auf Pride-Paraden und Film-Premieren zwar gelungen sei, schon Wochen vor dem Start von "Barbie" eine "pinke Bewegung" zu starten, die "Barbenheimer"-Geschichte aber sei keine Strategie der Studios gewesen, das habe die Netzkultur von ganz alleine geschafft.

Ein Phänomen, das die Experten so noch nie gesehen hatten. "Das war einer dieser seltenen Augenblicke, als das Internet, die Menschen zusammenbrachte statt sie gegeneinander aufzubringen", sagt Josh Goldstine im "Guardian": "Das ganze wurde eine Art Liebesbrief an das Kinogeschäft." Und Millionen Menschen bekamen weltweit das Gefühl, dass sie sich beide Filme – die kaum gegensätzlicher sein könnten – anschauen müssten, um mitreden zu können und Teil der Bewegung zu sein.

Cillian Murphy als Robert Oppenheimer in Los Alamos, wo das altomare Zeitalter begann.
Cillian Murphy als Robert Oppenheimer in Los Alamos, wo das altomare Zeitalter begann. © Melinda Sue Gordon / UPI

Zwei Kassenschlager: Doch "Barbie" entscheidet das Duell gegen "Oppenheimer" klar für sich

Das angebliche "Duell" an der Kinokasse hatte "Barbie" zwar von Tag eins an für sich entschieden, aber "Oppenheimer" dabei über die Studioerwartungen gepusht. Bislang hat der Film weltweit sehr gute 400 Millionen Dollar eingespielt.

"Barbie" spielt allerdings in einer ganz anderen Liga und konnte bereits 774 Millionen Dollar erlösen. Damit "Barbie"-Regisseurin Greta Gerwig auch auf Platz 1 der kommerziell erfolgreichsten Regisseurinnen vorrücken kann, fehlt nun nicht mehr viel.

Greta Gerwig mit "Barbie" die kommerziell erfolgreichste Regisseurin

Wer als die kommerziell  erfolgreichste Regisseurin Hollywoods gilt, ist ein wenig umstritten. Jennifer Lee schrieb zwar alleine die Drehbücher für "Frozen" (2013) und Frozen II" (2019), die Regie allerdings teilte sie sich dann mit Chris Buck. "Frozen II" spielte 1,45 Milliarden Dollar an den Kinokassen weltweit ein, dennoch gilt allgemein Patty Jenkins als Regiekönigin. Denn sie brauchte für ihre "Wonder Women", die 822 Millionen Dollar einspielte, keine männliche Unterstützung. Diesen Titel allerdings ist sie jetzt ganz sicher los. Denn Greta Gerwigs "Barbie" hat die Marke von "Wonder Woman" übersprungen und nähert sich der magischen Hürde von einer Milliarde Dollar. Und der Hype flaut noch nicht ab. 

Aber wer steckt hinter dem Erfolg? Eine Zäsur in Greta Gerwigs unaufhaltsamen Aufstieg vom Indie-Star und Repräsentantin ihrer orientierungslosen Generation zur Hollywood-Queen mit "Barbie" war Gerwigs erster Mainstreamfilm als Schauspielerin 2009: Regisseur und Drehbuchautor Noah Baumbach war auf die sehr spezielle Gerwig aufmerksam geworden und besetzte sie in seiner Tragikomödie "Greenberg" neben Ben Stiller. Gerwig spielt hier eine Haushälterin, die in ihrem chaotischen Privatleben von einer Karriere als Sängerin träumt.

Der Film spielte zwar nur 6 Millionen Dollar ein, aber Baumbach und Gerwig blieben seitdem kreativ und privat verbunden. Die beiden schrieben das Drehbuch zur gefeierten Komödie "Frances Ha", Baumbach führte Regie und Gerwig spielte die Hauptrolle.

Ihre erste große Regiearbeit, natürlich nach ihrem eigenen Drehbuch, war dann 2017 "Lady Bird", in der Saoirse Ronan umwerfend eine 17-Jährige verkörpert, die ein wenig quer zu ihrem eigenen Leben steht. Der Film spielte nicht nur erstaunliche 78 Millionen Dollar ein, er erhielt auch fünf Oscarnominierungen, drei davon in den "Königsdisziplinen" (Regie, Drehbuch, Hauptdarstellerin). Greta Gerwig war nun in Hollywood eine große Nummer, schließlich hatte sie "Lady Bird" auch noch selbst produziert.

Nun konnte sie eine Romanverfilmung in Angriff nehmen, die ihr schon immer am Herzen lag: "Little Women" von Louisa May Alcott.

"Barbie": Margot Robbie dachte sofort an Gerwig als Drehbuchautorin

Einen Originalitätspreis bekommt man dafür nicht, die Vorlage aus dem Jahr 1868 wurde bereits ein knappes Dutzend Mal verfilmt, 1994 sehr erfolgreich als "Betty und ihre Schwestern" mit Winona Ryder, Kirsten Dunst, Claire Danes und Christian Bale. Wie sollte man das toppen?

Doch Gerwigs Blick auf die Zwänge und Nöte von jungen Mädchen auf der Schwelle zwischen Jugend und eigenständigem Leben faszinierte das Publikum erneut. Der mit Stars wie Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Laura Dern und Mery Streep besetzte Film spielte 218 Millionen Dollar ein und wurde für sechs Oscars nominiert, auch für das beste adoptierte Drehbuch. Das war schon Gerwigs dritte (ungekrönte) Oscarnominierung.

Kein Wunder, dass Margot Robbie, die mit Warner Bros. die Filmrechte für "Barbie" erworben hatte, zuerst an Gerwig als Drehbuchautorin dachte. Und so begann - mit ihrem Lebensgefährten als Ko-Autor - die Reise ins pinke Reich der Fantasie: nach Barbieland.

Und bei den Summen, die "Barbie" mittlerweile eingespielt hat,  taucht in Hollywood vor allem eine Frage auf: Wie geht es mit Barbie weiter? Greta Gerwig hat sich diesbezüglich schon sehr reserviert geäußert. Sie habe wirklich alles, was ihr zu "Barbie" eingefallen sei, in diesen Film gesteckt. Das klingt nicht nach einer Bewerbung für einen weiteren Teil.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.