Ballern wie der Papa
Fängt stark an und lässt stark nach: „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“
Ganz leicht sieht es aus, wie sich die Autos überschlagen, von Brücken herunterstürzen und in Flammen aufgehen. So als würden die Tonnen schweren Militärfahrzeuge kein Gewicht besitzen und lieber ein wüstes Blechschaden-Ballett aufführen wollen, das ganz eigenen Gesetzen gehorcht.
Die im Actionkino fast schon obligatorische Verfolgungsjagd entwickelt sich im fünften Teil der „Stirb langsam“-Reihe endgültig zu einer realitätsfernen Choreografie der Zerstörung. Und mal wieder unfreiwillig mittendrin: John McClane (Bruce Willis), der sogar Zeit hat, mit seiner Tochter zu telefonieren, während er über einen Autotransporter rollt. Ach ja, seinen Sohn, der gerade in Moskau von Gangstern verfolgt wird, will der „Tourist“ auch noch befreien. Fast 20 Minuten dauert diese infernalische Actionsequenz, die es mit dieser Wucht in der Filmgeschichte wohl noch nie gegeben hat. Am Ende, wenn Vater und Sohn um ein paar Kratzer reicher Seite an Seite stehen, bleibt nur noch eine Frage: Was soll jetzt noch kommen?
Eine Frage, die umso berechtigter wirkt, weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Hälfte des Films vorbei ist. Über die Antwort dürfte sich Regisseur John Moore, der bisher nur dürftige Remakes wie „Das Omen“ gedreht hat, ebenfalls den Kopf zerbrochen haben. Das Ergebnis ist ernüchternd. Denn selten hat man einen Film gesehen, der so stark anfängt und genauso heftig wieder nachlässt wie „Stirb langsam 5“.
McClane ist ein Kind der 80er/90er Jahre, ein Cop, der nicht nur mit trockenen Sprüchen auffällt, sondern eine ganz eigene Geschichte mitbringt: Ob im Hochhaus oder am Flughafen – die von Bruce Willis geschaffene Figur war stets zur richtigen Zeit am falschen Ort. Selbst im letzten Teil „Stirb langsam 4.0“ blieb sein Charakter, dieser knurrige, verletzliche MacGyver aus der Arbeiterschicht intakt. Doch jetzt ist leider Schluss mit Solo-Bruce im verschwitzten Unterhemd.
McClane verlässt seine Action-Spielwiese USA, weil sein Sohn Jack (Typ Mini-Willis: Jai Courtney) – der bisher in keinem Film gezeigt wurde – in osteuropäischen Schwierigkeiten steckt. Und nach einem witzigen Tête-à-tête mit einem Sinatra singenden Taxifahrer geht es gleich zur Sache. Komarov (Sebastian Koch) ist ausgebrochen, ein scheinbar oppositioneller Milliardär, an dem Jack sich wie ein Hund festbeißt.
Wie genau alles mit allem zusammenhängt, erfährt der Zuschauer in irrwitzig-unlogischen Wendungen. In der Zwischenzeit müssen sich Vater und Sohn wieder zusammenraufen, weil man sich ja beim Dienst an der Waffe braucht. Und zwischen dünnen Schießereien auf B-Picture-Niveau etabliert Moore die Russen wieder als tätowierte, Mohrrüben kauende und Amerikaner hassende Bösewichter. Wäre das nicht schon genug Kalter-Kriegs-Kaffee, muss der Showdown auch noch in Tschernobyl spielen. So bringt man eine einst großartige Actionserie nun wirklich nicht zum Strahlen.
Kino: Mathäser, MaxX, Royal; Gloria und Leopold: dt. und OF, Cinema, Museumlichtspiele OF; R: John Moore (USA, 97 Min.)