AZ-Kritik zum neuen Kinofilm „Plötzlich Papa“ mit Omar Sy

Wohlfühlkino mit Rührung, aber ohne Happy End: „Plötzlich Papa“ mit Omar Sy in der Hauptrolle.
von  Margret Köhler
Omar Sy („Samuel“) und Gloria Colston („Gloria“).
Omar Sy („Samuel“) und Gloria Colston („Gloria“). © Tobis

Einen Paraderolle für Omar Sy, der nach dem weltweiten Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ (allein in Deutschland neun Millionen Zuschauer) sich die Rollen international und national aussuchen kann: Als Samuel genießt er hier sein Single-Leben in Südfrankreich, schippert reiche Touristen übers Meer, ein Partytyp, der nichts anbrennen lässt. Charmante Damen pflastern seinen Weg, sogar seine Chefin wickelt er um den kleinen Finger. Sommer, Sonne, Sex, das könnte endlos so weitergehen, wenn ihm nicht plötzlich die junge Britin Kristin ein drei Monate altes Baby in die Arme drücken würde und mit dem nächsten Taxi davon rast.

Um Gloria, das Ergebnis eines One-Night-Stands, schnell wieder loszuwerden, macht sich der frisch gebackene Papa auf nach London, doch die Lady ist wie vom Erdboden verschwunden. Was folgt ist eine märchenhafte Komödie.
Nachdem der von der Situation Überforderte erst einmal in der U-Bahn herumirrt, dann auf einen schwulen exzentrischen Filmproduzenten und Landsmann trifft, der ihn als Stuntman engagiert, läuft alles wie geschmiert.

Papa und Töchterchen werden beste Freunde

Papa und Töchterchen werden beste Freunde, der Job als Held einer Fernseh-Serie bringt viel Geld, nur die Mama fehlt dem Mädchen und so beginnt Samuel ihr als mütterliche „Geheimagentin“ Mails zu schreiben, bis die wahre Kristin nach acht Jahren plötzlich auftaucht und ihr Kind mit nach Amerika nehmen will. In seinem zweiten Werk, der sehr freien Adaption eines mexikanischen Films, lässt Hugo Gélin Omar Sy als Lebemann mit Herz auftrumpfen, ein großer Junge, der erst durch das Kind lernt, Verantwortung zu übernehmen.

Beim Drehbuch holpert es noch etwas. Die unerwartete Dramatik in der zweiten Hälfte wirkt nicht sehr glaubwürdig, aber die Patchworkfamilie, zu der auch Samuels extravaganter Boss (Antoine Bertrand) gehört, funktioniert. So hört man den Lügengeschichten des Superdaddys gerne zu, verfolgt amüsiert die Wandlung der Wohnung mit Bällebad und Riesenrutsche in eine Art Disneypark und freut sich an den morgendlichen Weck-Ritualen, auch wenn alles etwas zu schön und zu glatt daherkommt.

Dass sich die Rabenmutter trotz allem als halbwegs sympathisch entpuppt, gehört zu diesem Wohlfühl-Kino, das ohne Happy End anrührt. Die knallbunte Tragikomödie lebt vom Zusammenspiel zwischen Sy und der kleinen Gloria Colston, ein kaum zu bändigendes Energiebündel, das einfach mitreißt. Da stieben die Funken und stimmt die Chemie, ein beschwingtes Duo in Bestform.


Kino: CinemaxX, Gloria, Mathäser, Gloria und Theatiner (OmU)

R: Hugo Gélin (F, 118 Min.)

 

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