AZ-Filmkritik zum Kinofilm „Radio Heimat“ mit David Hugo Schmitz
Ach, diese Hassliebe zur Heimat, in diesem Fall zum Ruhrpott: Gleich zu Beginn wird dem Zuschauer die Zerrissenheit der Herzen vor Augen geführt. Es ist diese Haltung zwischen „Woanders is’ auch scheiße“ und „Wat ‘ne geile Gegend“.
Und dann geht es auch schon mitten hinein ins Bochum des Jahres 1983: Frank (David Hugo Schmitz) erzählt von seiner Jugend, die er gemeinsam mit seinen Freunden Pommes, Spüli und Mücke zwischen Schule, Tanzstunde, Band-Träumen und Kneipe verbringt. Und alle pubertierenden Herren streben nach der Klassenschönsten Carola.
„Wir hatten damals noch keine Handys, wir hatten Kneipen, um uns auszutauschen“, sagt Frank und fängt damit die Stimmung des ganzen Films ein: sanfte Nostalgie mit allerlei Jugendspäßen. Matthias Kutschmann (Buch und Regie) hat Frank Goosens Roman „Radio Heimat“ verfilmt, der die Pott-Kindheit feierte.
Das Ruhrgebiet spielt im Film allerdings vor allem am Anfang eine Rolle. Sehr viel Raum wird einer abschließenden Klassenfahrt an die Nordsee eingeräumt, auf der natürlich die klassenfahrttypischen Streiche gemacht werden.
Der Film hat seinen Charme, erinnert stimmungsmäßig bisweilen schön an „Dorfpunks“, hätte aber so auch schon vor vielen Jahren gedreht werden können. David Hugo Schmitz wendet sich ab und zu aus der Szene heraus mit Erklärungen ans Publikum. Der Film hätte noch mehr solcher Ideen vertragen können.
So ist es ein charmanter Nostalgie-Trip geworden, an dem immerhin auch Nicht-Ruhrpottler ihre Freude haben können.
Regie: Matthias Kutschmann (D, 85 Min.)
Kino: Mathäser
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