AZ-Filmkritik: Operation Overlord - Untote Nazi-Monster

US-Soldaten kämpfen gegen NS-Zombies: Das ist der bizarre Kern des miesen Trash-Films "Operation: Overlord".
Florian Koch |
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US-Soldat Ford (Wyatt Russell) will den Nazi-Experimenten ein Ende bereiten.
Paramount US-Soldat Ford (Wyatt Russell) will den Nazi-Experimenten ein Ende bereiten.

Es rumpelt, wackelt, donnert, bis rot blitzendes, todbringendes Flakfeuer den US-amerikanischen Bomber zerfetzt, und die wenigen überlebenden, in Panik versetzten Soldaten mit ihren Fallschirmen abspringen. Das Inferno kurz vor dem D-Day 1944, der Landung der Alliierten in der Normandie, hat nach Steven Spielberg in "Der Soldat James Ryan" nun auch Julius Avery in den Anfangsminuten von "Operation: Overlord" auf die Leinwand gebracht.

Der Unterschied besteht nicht nur in der Perspektive - zum einen auf dem Boden in Omaha Beach, zum anderen in der Luft – sondern auch im Genre: Avery und sein Starproduzent J.J. Abrams ("Star Wars: Das Erwachen der Macht") wollen gar keinen Film über die Schrecken des Krieges inszenieren, sondern die Zuschauer mit Nazi-Zombies erschrecken.

Überraschend gute erste Stunde

Ja, richtig gelesen. In "Operation: Overlord" (so lautete der Deckname für die Landung der Westalliierten) will man ein Trash-Sujet, bekannt aus Filmen wie "Dead Snow" oder Computerspielen wie "Wolfenstein", mit hohem Budget, talentierten Jungdarstellern und einer Dramaturgie, die an das "Dreckige Dutzend"-Macho-Kriegsfilmgenre angelehnt ist, möglichst erfolgreich an den (jungen) Mann bringen.

In der ersten Stunde funktioniert dieser Spagat auch verblüffend gut, weil Avery nicht nur packende Actionszenen inszenieren kann, sondern Leid, Verlust und Kriegsgräuel nicht verschweigt – obwohl die Klischee-Nazis lediglich Befehle brüllen und hübsche Französinnen drangsalieren.

Stumpfes Gemetzel zum Schluss

Anders ist die letzte halbe Stunde, in der wenige überlebende US-Soldaten, darunter als farbige Heldenfigur der zurückhaltend-aufrechte, moralisch intakte Boyce (Jovan Adepo), ihre Mission durchführen wollen, eine deutsche Radiostation in einer französischen Kirche zu zerstören.

Hier wandelt sich der Film zum hysterischen Body-Horror, mit einem an Mengele erinnernden deutschen Arzt, der Tote mit einem Serum wieder auferwecken kann. Der Kampf gegen diese verkrümmten, übermächtigen Frankenstein-Monster entwickelt sich zu einem drögen und stumpfen Gemetzel, das letztlich nur eine spannende Frage bereithält: Wie kann die FSK dafür eine Altersfreigabe ab 16 Jahren rechtfertigen?


Kinos: Mathäser (auch OV), Museum-Lichtspiele (OV), R: Julius Avery (USA, 109 Min.)

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