AZ-Filmkritik: Lisa Azuelos verfilmt Lebensgeschichte von Sängerin Dalida

Lisa Azuelos zeigt in ihrem bewegenden Film über die Sängerin Dalida wie diese an ihrem Privatleben zerbrach. Das Leben ist unerträ
von  Margret Köhler
Die italienische Newcomerin Sveva Alviti verkörpert Dalida im Spielfilm einfühlsam und perfekt.
Die italienische Newcomerin Sveva Alviti verkörpert Dalida im Spielfilm einfühlsam und perfekt. © Arte / NFP

Lisa Azuelos zeigt in ihrem bewegenden Film über die Sängerin Dalida wie diese an ihrem Privatleben zerbrach.

"Das Leben ist unerträglich geworden. Bitte verzeiht mir" stand auf dem Zettel neben ihrem Bett.1987 nahm sich Dalida, eine der ganz großen Chansonsängerinnen Frankreichs das Leben. Sie feierte Erfolg auf der Bühne, litt unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und ständigen Debakeln in der Liebe.
Die in einem Vorort von Kairo als Yolanda Gigliotti aufgewachsene Tochter italienischer Einwanderern wurde als Kind wegen ihrer Brille ständig gehänselt. Irgendwann wirft sie diese aus dem Fenster, gewinnt 1952 einen Schönheitswettbewerb und wird zwei Jahre später Miss Ägypten. Sie macht sich allein auf nach Paris und überzeugt in einem Nachwuchswettbewerb den berühmten Musikproduzenten Eddie Barclay: der Start einer phänomenalen Karriere über drei Jahrzehnte mit mehr als 150 Millionen verkauften Tonträgern und 45 Goldenen Schallplatten.

Sogar Edith Piaf gratulierte der "Bardot der Musik" nach einem Konzert im legendären Olympia 1961 mit den Worten "Nach mir bist du die Nächste". Lisa Azuelos ("LOL") verfilmt in dieser Biografie die Lebensstationen der "verrückten Kleinen" zwischen Glück und Unglück, umjubeltem Aufstieg und dramatischem Absturz mit der fulminanten italienischen Newcomerin Sveva Alviti, die unter 200 Aspirantinnen für die Rolle das Rennen machte.
Das Porträt einer modernen Frau, gefangen in den Regeln einer konventionellen Gesellschaft, erzählt von Trauer und vom Verlangen nach Liebe, nach einem Retter und Prinzen und davon wie Dalida als Star das Klischee der femininen und kapriziösen Diva mit dem rollenden R verkörpern musste, im wahren Leben aber an ihren Beziehungen scheiterte, die Männer nach dem immer gleichen Muster auswählte. Drei ihrer Partner begingen Selbstmord.
Azuelos, deren bisherige Filme sich durch einen sehr persönlichen Bezug auszeichneten, fand in der Realisierung des Films auch "ein Stück Freiheit" und gibt zu, sich hier sogar "mehr offenbart zu haben. Wenn man sich hinter einer anderen Figur versteckt, verrät man auch einiges über sich, gibt man etwas Intimes preis, nur auf eine andere Weise".

Sie fühlte sich nach dem Dreh "befreit von der Angst, die Liebe zu verpassen, von der Angst, nicht zu wissen, wo mein Platz als Regisseurin ist".
Trotz aller Schicksalsschläge genießt man dieses Fest für Augen und Ohren, die in ihrer Vielfalt fantastischen Kostüme und Songs wie "Je suis malade" oder "Parole, Parole", die das Herz herausreißen und in denen sich die Tragik einer schillernden und spektakulären Existenz spiegelt. Die Stärke des manchmal wie ein großer Clip wirkenden Melodrams liegt in der mitreißenden Bühnenpräsenz der Hauptdarstellerin, in der Kraft einer für ihre Zeit außergewöhnlichen Persönlichkeit und in einer heute fast nostalgischen Musik.


Kino: Arri sowie City (auch OmU) und Theatiner (OmU) Regie: Lisa Azuelos

Zum Kinostart verlosen wir fünf Fanpakete mit je zwei Kinokarten und einem Filmplakat.
Wer gewinnen will, schreibt bis Samstag eine E-mail an: kultur@az-muenchen.de, Stichwort "Dalida" oder schickt eine Postkarte: Abendzeitung Kultur, Garmischer Str. 35, 81373 München

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