AZ Filmkritik: Helle Nächte - ein Film von Thomas Arslan
Diese Geschichte ist oft erzählt worden: Ein Scheidungskind trifft auf seinen Vater, den es selten gesehen hat. Gelingt es den beiden, sich anzunähern, sich zu verstehen? Was aber Thomas Arslans Film außergewöhnlich macht, ist nicht nur die Wahl seiner Schauspieler, sondern auch die des Schauplatzes. "Helle Nächte" entführt in die weite Landschaft Norwegens: Mitten im kargen Skandinavien wird die Einsamkeit der beiden Hauptfiguren noch offenbarer. Und wenn im Film geschwiegen wird, dann passiert auch nichts Ablenkendes drumherum. Es herrscht Stille im Kinosaal.
Hier geht es allein um diese eine Beziehung zwischen Vater und Sohn – darauf muss man sich einlassen, in diesem schweigsamen Kunst-Film. Mit dem Wagen bewegen sich beide durch die Landschaft. Georg Friedrich spielt den Vater und Bauingenieur: kein geleckter Besserverdiener, kein arroganter Mustermann. Er ist ein Normalo aus Berlin.
Da erreicht ihn die Nachricht vom Tod seines eigenen Vaters. Es gab kaum Kontakt mit ihm. Er muss hinfahren, um die letzten Formalitäten zu regeln und kommt auf die Idee, seinen 14-jährigen Sohn (Tristan Göbel) mitzunehmen, was beide in die Situation ungewohnter Nähe bringt. Bisweilen kommt es zu Situationskomik. Auf ihrer Reise treffen Vater und Sohn eine andere Familie. Womöglich entwickelt der dezent pubertierende Sohn erste Liebesgefühle zu einem Mädchen aus Oslo.
Regisseur und Autor Thomas Arslan ("Gold", "Im Schatten") ist kein Happy-End-Erzähler. Und doch scheint eine Annäherung möglich. Mit feiner Bildsprache schildert Arslan Momente des Verstehens. Doch versäumte Jahre lassen sich nicht so einfach aufholen. Und Tristan Göbel, bekannt aus Fatih Akins "Tschick", ist eine wunderbare Besetzung in dieser komplizierten Rolle, die nur wenig Platz für Worte lässt.
Kino: Münchern Freiheit Regie: Thomas Arslan (D, 86 Min.)
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