AZ-Filmkritik: Halloween - Das böse ist immer und überall

1978 kam "Halloween" ins Kino. Es folgten neun zumeist plumpe Fortsetzungen und Remakes. Nun kommt wieder ein neuer Teil – diesmal wie im Original mit Jamie Lee Curtis.
War es Rache? Eifersucht? Oder ein Mord im Affekt? In Krimis bekommen Ermittler wie Zuschauer Antworten für das scheinbar Unbegreifliche geliefert. Anders "Halloween": Mit subjektiver Kamera sehen wir einen sechsjährigen Jungen, der seine Teenie-Schwester ersticht. Einfach so. Ohne Grund.
15 Jahre später wird sich dieser Michael Myers eine ausdruckslose Maske überziehen, wortlos und wahllos drei Spät-Pubertierende mit einem Fleischermesser umbringen. Ein Akt der Grausamkeit, der durch seine Motivlosigkeit und John Carpenters kaltblütig-effektive Inszenierung samt mörderisch-monotonem Pianothema im 5/4-Takt auch heute noch nachwirkt.
Der Film schließt an das Original an und ignoriert die anderen Fortsetzungen
40 Jahre und neun zumeist plumpe Fortsetzungen und Remakes später kommt nun die Neuauflage in die Kinos. Anknüpfen möchte Indie-Filmer David Gordon Green dabei an das Original, auch Carpenter gab als Produzent seinen Segen und sorgt für den mit Synthesizern aufgepeppten Soundtrack. Vielleicht noch wichtiger war das Einverständnis von Jamie Lee Curtis, sich wieder in die Rolle der Überlebenden Laurie Strode zu stürzen.
Die heute 59-Jährige trägt die alle anderen Teile ignorierende Fortsetzung, verleiht dieser traumatisierten Frau, nunmehr Großmutter, eine Widerborstigkeit und Härte, die beeindruckt. Laurie will nicht mehr nur Opfer sein, daher baut sie ihr abgelegenes Haus zu einer Festung um und stählt sich mit Schusstraining und Selbstverteidigungskursen für ein mögliches finales Duell mit Michael Myers.
Rekordstart in den USA
Clever nimmt Green hier den Mystery-Faden auf, indem er zwei junge britische Journalisten einführt, die wie so mancher Zuschauer Myers doch noch enträtseln wollen und ihn im Gefängnis mit seiner Original-Killer-Maske sogar direkt provozieren. Die eitle Entlarvungs-Show ist jedoch zwecklos. Myers, die Verkörperung des "absolut Bösen", antwortet auf seine Weise, nachdem eine Bus-Überführung schiefläuft: mit Morden, wie einst an Halloween in der fiktiven US-Kleinstadt Haddonfield.
Geschickt lässt Green dabei viel abseits der Kamera ablaufen, spielt mit bedrohlichen Bildeinstellungen. Erst im Schlussdrittel entgleitet ihm der Horrorspuk etwas, will die Mischung aus gelegentlich albernem Witz und brutaler Bluttat nicht mehr aufgehen, verliert sich sein Film in der schematisch-eintönigen Jagd auf unschuldige Jugendliche.
Bis Laurie eingreift und an der Seite ihrer entfremdeten Tochter und verängstigten Enkelin ihrem männlichen Peiniger zum angeblich letzten Mal gegenübersteht. Ein Rekord-Startwochenende in den USA von über 75 Millionen Dollar dürfte hier aber nur eins bedeuten: Fortsetzung folgt.
Kinos: Cinema (OV), Atelier (OmU), Mathäser (auch OmU), Cinemaxx, Münchner Freiheit, R: David Gordon Green (USA, 106 Min.)