AZ-Filmkritik: Das Ende der Science-Fiction-Reihe Planet der Affen
Zuerst blitzt es nur, glaubt man an eine Sinnestäuschung. Doch dann werden die Lichtreflexe klarer, zielgerichteter, schneiden sich wie ein giftgrünes Laserschwert durch den majestätischen Wasserfall, der die im Wald liegende Heimat der Affen beschützt und versteckt.
In Kriegsbemalung seilt sich hier durch die Wassermassen ein menschlicher Teufel ab, das Gewehr samt Ziellaser auf den verhassten Feind, die Affen, gerichtet. Die überraschten Primaten können sich gar nicht schnell genug in Sicherheit bringen, bevor die lautlosen Schüsse brutal in ihre ungeschützten Körper einschlagen – und darunter auch den Sohn des Affenanführers Caesar (Andy Serkis) töten.
Die überfallartige Grausamkeit dieses Gemetzels passt so gar nicht zum gefällig-harmlosen Tonfall des gängigen Sommer-Blockbuster-Kinos. Und doch zeigt sie auch, was in Hollywood immer noch möglich ist, wenn ein Filmemacher vom Schlage Christopher Nolans oder wie in diesem Fall Matt Reeves seine Vision bis ins letzte Detail auf die Leinwand bringen darf.
Für den Abschluss seiner mitreißenden Science-Fiction-Reihe "Planet der Affen: Survival" bringt Reeves seine Protagonisten an ihre körperlichen und geistigen Grenzen. Die großen Schlachten zwischen Menschen und intelligenten Menschenaffen scheinen längst geschlagen, die Kriegsmüdigkeit überträgt sich auf den charismatischen Anführer der Affen, Caesar. Grau ist er geworden, abgekämpft, sein Ziel nur noch, das Überleben seiner Spezies zu sichern.
Vom gelobten Land ist immer wieder die Rede, doch eine beschwerliche Reise und zahlreiche Scharmützel verhinderten den Abmarsch. Als der "Colonel" (Woody Harrelson) in besagter Kamikaze-Aktion Caesars Sohn erschießt, wankt der Schimpansen-Gigant, dem es bisher gelang alle Gruppen, vom nachdenklichen Orang-Utan bis zum grobschlächtigen Gorilla, mit seiner bedachten Art zu vereinen.
Brillant versteht es Reeves, die inneren Konflikte des Affen-Strategen, seine aufkeimenden Rachegefühle wie auch seine Beschützerinstinkte, in ergreifenden Szenen herauszuarbeiten.
Mit Hilfe von Andy Serkis, der wie schon bei Gollum aus "Herr der Ringe" dank Motion-Capture-Sensoren und kongenialer Gestik und Mimik ein komplexes Wesen aus Fleisch und Blut erschafft, gelingt hier das einfühlsame Porträt eines einsamen Mannes, der drauf und dran ist seinen größten Fehler zu begehen und seine Spezies im Stich lässt.
Es zerreißt einem das Herz, wenn ein gefangener Caesar beobachten muss, wie der diabolische "Colonel" ein Arbeitslager für Affen errichtet, ihnen aber Wasser und Essen verweigert. Mit seiner Mischung aus Besessenheit, Sadismus und verborgener Angst vor dem eigenen Untergang erinnert Harrelson an SS-Hauptsturmführer Amon Göth, der in "Schindlers Liste" vom Frühstückstisch aus die Gewalttaten an den Juden im KZ Plaszow beobachtete.
Das Duell zwischen Caesar, der mit allen psychologischen Tricks versucht, seine Affen vor dem unberechenbaren "Colonel" zu retten, steht im Mittelpunkt dieses in eisiger Winterlandschaft spielenden Antikriegs-Dramas. Nur gelegentlich bricht Reeves diese beklemmende Atmosphäre auf, wenn der schusselige Zooaffen-Opa "Bad Ape" Caesars kleines Befreier-Team unterstützt.
Wer sich auf diese wütende Anklage einlässt, die auch als Parabel für das bestialische Verhalten der "Weißen" gegenüber den Ureinwohnern Amerikas verstanden werden kann, erlebt eine spektakulär getrickste, packende und kluge Endzeitvision, die man so schnell nicht vergisst.
Regie: Matt Reeves (USA, 140 Minuten)
Kino:Cinema, Cinemaxx, Mathäser, Münchner Freiheit, Museum-Lichtspiele, Royal-Filmpalast, Autokino Aschheim, Cinema Dachau, Kino Haar
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- Affen