AZ-Filmkritik: Champagner & Macarons - Schaler Schampus für die Halb-Promis

Ein schickes Gartenfest läuft aus dem Ruder – trotz "Champagner & Macarons".
von  Margret Köhler
Die Fernsehproduzentin Nathalie (Léa Drucker) und die Ex-Frau ihres Mannes Hélene (Agnes Jaoui) hatten auf Partys auch schon mal mehr Spaß.
Die Fernsehproduzentin Nathalie (Léa Drucker) und die Ex-Frau ihres Mannes Hélene (Agnes Jaoui) hatten auf Partys auch schon mal mehr Spaß. © TiberiusFilm / Guy Ferrandis / SBS Films

Da sind sie wieder in Bestform, jedenfalls als Drehbuchautoren: Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri. Das einstige Liebespaar schrieb zahlreiche preisgekrönte Drehbücher, unvergessen ihr Durchbruch im Jahre 2000 mit "Lust auf Anderes", eine augenzwinkernde Betrachtung der Intellektuellen- und Kreativ-Szene in Paris. Als Schauspieler machten beide Karriere, aber der Knacks in der Beziehung blieb nicht ohne Folge für die Zusammenarbeit.

Nach dem internationalem Erfolg von "Schau mich an", und nicht ganz so großen Volltreffern wie "Erzähl mir was vom Regen" und "Unter dem Regenbogen" kehren sie in ihrer neuen Sozialkomödie mit einer vollen Ladung Witz und Bösartigkeit zurück.

Ironisches Portät der Halb-Promis

Kleine Macken, übereilte Urteile, eingefleischte Verhaltensweisen finden sich in ihrem ironischen Porträt der illustren Bussi-Gesellschaft. Nur 15 Kilometer außerhalb der Seine-Metropole begießt "tout Paris" auf einer Gartenparty mit Champagner den neuen Landsitz einer Fernsehproduzentin. Bald gerät bei dem feinen Zirkel aus Promis und Halb-Promis alles aus dem Ruder, kracht es zwischen Großstadt-Elite und Landbevölkerung, die ihre Ruhe haben will.

Castro (Bacri), ein zynischer TV-Starmoderator vor dem beruflichen Rausschmiss, pöbelt herum, seine Ex-Gattin Hélène (Jaoui), Schwester der Gastgeberin, schlägt die Werbetrommel für ihre Flüchtlingshilfe und die gemeinsame Tochter (Nina Meurisse), sorgt für schlechte Laune mit ihrem demnächst erscheinenden Buch.

Jaoui lässt das Image von Stars bröseln

Darin entlarvt sie ihre Eltern als oberflächlich. Und dass sie ausgerechnet sein Toupet erwähnt, bringt den "forever young" Papa auf die Palme. Da passt es, dass ihm zu vorgerückter Stunde noch ein knackiger YouTuber um die Ohren haut, er sei das Idol der Alten und auf dem Abstellgleis.

Die Schlägerei landet als Renner im Netz. Regisseurin Jaoui kratzt am Image von Stars und Sternchen, lässt die sozialen Fassaden bröseln, hinter Arroganz und Selbstsicherheit lauern nur Angst und Neid. Pleiten, Pech und emotionale Pannen sind hintersinnig inszeniert und mit einer sanften Dosis Gift verziert.

Trotzdem tritt die bissige Posse mit zu vielen Figuren nach einem rasanten Start bald etwas auf der Stelle, obgleich die in ihrem eigenen Saft schmorenden Pariser Medienmischpoke ein paar unangenehme Wahrheiten serviert kriegt und sich gegenseitig mit messerscharfen Dialogen in die Pfanne haut. Wenn am Ende der wilden Nacht die Korken nicht mehr knallen, schmeckt der Schampus schal, macht sich melancholische Katerstimmung breit.


Kinos: ABC, Studio Isabella, Theatiner (OmU), R: Agnès Jaoui (Frankreich, 99 Minuten)

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