AZ-Filmkritik: 25 km/h - Geht's nicht ein bisschen langsamer?
Im Schwarzwald herrscht ein anderes Tempo, wie der Turbokapitalist bald bemerken muss. Weil sein Vater gestorben ist, muss Christian zurück in seine Heimat Löchingen und ist dabei in Eile, weil er zu spät dran ist für die Zeremonie am Friedhof. Die Taxifahrerin jedoch hält brav an einer Bahnschranke an, und auch wenn kein Zug in Sicht ist, weigert sie sich, an der Schranke vorbei zu fahren. Mit dem Ohr horcht Lars Eidinger dann auf dem Gleis, ob etwas kommt. Und die Minuten dürfen verstreichen.
Anhalten, durchatmen: Die deutsche Komödie versucht eigentlich schon seit jeher zu erlauschen, was das Publikum eigentlich will, aber der Weg zur Erfolgsformel ist voll unverhoffter Schranken. Til Schweiger und zwei, drei andere können machen, was sie wollen, und es wird höchstwahrscheinlich ein Erfolg. Aber so etwas wie deutsches Star-Kino, in dem auch schöne Geschichten erzählt werden, muss doch noch geboren werden. Vielleicht erlebt man ja diese Geburtsstunde mit "25 km/h".
Mit Mopeds an die Ostsee
Regisseur Markus Goller hat mit Filmen wie "Eine ganz heiße Nummer" oder "Friendship!" bereits ein gutes Gespür für Komödien und das Publikum bewiesen. Hier nun spannt er zwei, ja, deutsche Stars zusammen und lässt sie auf die Reise gehen, tuckernd auf Mopeds. Dabei sind die zwei Brüder, die Lars Eidinger und Bjarne Mädel spielen, doch etwas schneller unterwegs als jener alte Mann, der auf seinem Rasenmäher zu seinem Bruder unterwegs war, damals, in David Lynchs "The Straight Story".
Eine gradlinige Geschichte ist das Leben ja gerade nicht: Christian hat außerhalb Karriere gemacht. Georg ist als Tischler zu Hause geblieben. Nach dem Tod des Vaters beschließen die beiden, den Traum, den sie mit 15 hatten, in die Tat umzusetzen: mit den Mopeds bis hoch an die Ostsee.
Eine Mischung aus gutem Drehbuch und tollen Schauspielern
Auf ihrem Weg knallen dann nicht nur ihre Charaktere zusammen – Lars Eidinger darf endlich mal seine ganze komische, sexy Energie ausspielen, Bjarne Mädel spielt gekonnt den Zurückhaltenden –, sondern treffen auf weitere Menschen, die nach einer glücksbringenden Route im Leben suchen.
Stars wie Franka Potente sind sich für Nebenrollen nicht zu schade, womöglich, weil Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg allen Figuren etwas Substanz schenkt. Die Handlung darf immer wieder mal stehen bleiben, damit sich zeigen kann, was Eidinger und Mädel so drauf haben. Stepptanzen zum Beispiel. Oder Ping-Pong-Spielen. Selbst dabei können die Brüder sich entschleunigen und näherkommen.
Kinos: Cinemaxx, Gloria, Leopold, Mathäser, R: Markus Goller (D, 116 Min.)
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