Auf Netflix: Young-Adult-Horror "Das Privileg"

München - Prüfungsstress, Konzentrationsprobleme, Angststörungen. Nicht nur in Pandemiezeiten klagen Ärzteverbände über zunehmende Probleme an deutschen Schulen. Dabei im Fokus: Der hohe Einsatz an Psychopharmaka - und die Folgen von gefährlichen Abhängigkeiten von Tabletten.
Stresspillen zentrales Thema neuer Netflix-Produktion
Ein diffiziles Thema, das zunächst subtil, dann aber immer drastischer über der Netflix-Produktion "Das Privileg - Die Auserwählten" schwebt. Als Young-Adult-Horror wird der schick gefilmte und im hohen Tempo erzählte Film verkauft. Im Klartext heißt das, dass hier nicht nur gefährdete Jugendliche im Zentrum stehen, sondern auch der Drang besteht, mit gängigen filmischen Mitteln wie flackerndem Licht oder bedrohlicher Musik stetig an der Spannungsschraube zu drehen.

Bereits der Prolog hat es in sich. Finn (Max Schimmelpfennig, bekannt aus "Dark") muss als kleiner Junge miterleben, wie ächzend-dämonische Geräusche nachts den Hausfrieden stören und seine ältere Schwester Anna (Caroline Hartig) mit blutunterlaufenen Augen plötzlich dem Wahnsinn, bis hin zum schauerlichen Tod, verfällt.
"Das Privileg": Wohlstand mit Pillenproblemen
Vier Jahre später, kurz vor dem Abitur, leidet Finn immer noch unter den Folgen. Und da scheinen auch die lebertranartigen Pillen, die er zur Trauma-Bewältigung schluckt, kaum zu helfen.
Merkwürdig aseptisch, losgelöst von jedem greifbaren Ort, wirkt diese enge Welt, in der "Das Privileg" spielt. Die unterkühlt-elitären Eltern scheinen sich untereinander alle zu kennen, leben in verglasten Wohlstands-Wohnungen und sind hauptsächlich darum bemüht, dass die Alltagsroutinen nicht gestört werden. Als Finn und seine Freundin Lena (Lea van Acken, "Das Tagebuch der Anne Frank") zufällig entdecken, dass sich in seinen Tabletten ein eigentlich bereits ausgestorbener Fadenpilz befindet, glauben sie nicht mehr an den schönen Schein ihrer Lebenswelt.
Bavaria Fiction probiert sich mit "Das Privileg" neu aus
"Das Privileg" ist mit seinem gekonnten Spiel mit Horrormotiven wie Paranoia und Geisteraustreibung auch ein Neuanfang für die Münchner Produktionsfirma Bavaria
Fiction. Fernab von gängigen TV-Erfolgen wie "Die Rosenheim-Cops" versuchen hier die Macher der "Rubinrot"-Reihe, die Regisseure Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde sowie der Produzent Markus Zimmer, neue, jüngere Zielgruppen zu erschließen. Und dass der massentaugliche Horrorfilm dafür durchaus ein probates Mittel ist, hat der Erfolg von "Blood Red Sky" im letzten Jahr ja durchaus bewiesen.
Ab 9. Februar auf Netflix