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Auf keinen Fall Rosinen
Probleme kann man haben! In einem Wiener Szeneviertel kämpfen drei Hipster-Paare mit den Tücken des Elternseins und fragen sich: "Was hat uns bloß so ruiniert"?
von Andreas Fischer
Rosinen sind absolutes Gift. Das ist die wichtigste Erkenntnis in Marie Kreutzers neuem Film "Was hat uns bloß so ruiniert". Die Filmemacherin aus Österreich beobachtet in ihrer Milieustudie drei befreundete Wiener Bobo-Pärchen, die praktisch gleichzeitig Eltern
werden und sich plötzlich mit einer Lebenswirklichkeit konfrontiert sehen, die so gar nicht ihren coolen, nonkonformistischen Idealen entspricht. Auch Bobos, die gemeinhin als Hipster bekannten bourgeoisen Bohemiens, müssen sich den Tücken des Elternseins stellen. Wobei der Frage, ob Rosinen ins Kindermüsli gehören oder nicht, die höchste Bedeutung zukommt: Sich mit etwas Geringerem zu beschäftigen, wäre viel zu spießig. "Wo fing es an, was ist passiert? Was hat dich bloß so ruiniert?" fragten Die Sterne vor 20 Jahren in dem Song, der beim Filmtitel Pate stand. Passiert ist folgendes: Stella (Vicky Krieps) ist von Markus (Marcel Mohab) schwanger geworden. Das ist aber erst der Anfang. Denn plötzlich gibt es überall im Freundeskreis Nachwuchs. Mignon (Pheline Roggan) sorgt mit Nachdruck dafür, dass sie mit Luis (Andreas Kiendl) ein
Mädchen bekommt. Bei Ines (Pia Hierzegger) und Chris (Manuel Rubey) passiert das unfreiwillig. Kinder
sind irgendwie cool, finden die drei Bobo-Paare. Das eigene Leben wird sich ja deswegen nicht ändern. Man bleibt lässig, man bleibt kreativ, man bleibt anders als all die anderen Spießer. Man bleibt öko, man bleibt up-to-date, man trinkt weiter regional gerösteten Kaffee aus dem Fair-Trade-Laden, schreibt Food-Blogs und sammelt Schallplatten aus Vinyl. Die
Kinder werden das auf keinen Fall ändern. So viel steht fest. Denkste! Marie Kreutzer ("Die Vaterlosen", "Gruber geht") beginnt ihren dritten Spielfilm mit einem selbstironischen Augenzwinkern. Ihre Figuren habe sie in ihrem eigenen Viertel entdeckt, gibt die 39-jährige Mutter
einer kleinen Tochter zu Protokoll und lässt ihre gut situierten, zu Hedonismus neigenden Protagonisten darüber schwadronieren, ob Kinderkriegen "wirklich so ist, wie Ziegelsteine kacken". Noch bevor die eigentlichen Probleme als Elternseins losgehen, streiten sie sich, weil eine PDA (Rückenmarksanästhesie zur schmerzfreien Geburt) so gar nicht "bio" ist. Und dann sind die Bälger da und nehmen ihre
Eltern gefangen. Beim verzweifelten Versuch, der neuen Verantwortung zu entkommen, scheitern die Erwachsenen
grandios. An einer Stelle singen Die Sterne: "Bist Du nicht immer noch, Gott weiß wie, privilegiert?" - Die Wiener Bobos mit ihren Problemchen leben in einer Blase. Und Marie Kreutzer muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sie nicht herauslassen zu wollen. So schaut man ziemlich gelangweilt zu, wie sich Kreutzer in Allgemeinplätzen verliert, indem sie im alternativen Kindergarten die besagte Rosinendiskussion anzettelt, allen Bobos im Viertel ein iPhone oder ein iPad in die Hand drückt und sogar ein kleines Affärchen zulässt. Die einsamen Eltern reflektieren ihr neues Leben derweil in einem Dokumentarfilm im Film, der sich vor allem um sich selbst dreht. Mit der Realität, mit den Nöten und Sorgen der Welt da draußen hat "Was hat uns bloß so ruiniert" jedenfalls nichts zu tun, und für eine Satire fehlt Kreutzer schlichtweg die Bissigkeit.
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