Ach, ist das süß!
Manchmal blickt Damon Gameau in die Kamera wie Loriots kauende Steinlaus: mit einer Art freundlich-gelangweilter Überraschung. Das sind die Momente, in denen der australische Filmemacher nicht glauben kann, was er gerade von seinen Experten hört oder nicht fassen kann, was er da tut: Er ernährt sich bewusst ungesund. Zum Beispiel mit Produkten, deren Verpackungen für ihre gesundheitsfördernde Wirkung werben: fettarmer Joghurt, Smoothies, Säfte, Fruchtriegel. Das Problem: Um das schöne Mundgefühl auch bei weniger Fett zu erhalten, gibt man Lebensmitteln Zucker hinzu. Mit fatalen Auswirkungen.
Zwei Monate lang nimmt Gameau für seine Dokumentation „Voll verzuckert“ täglich 40 Teelöffel Zucker zu sich – nur wenig mehr als die Durchschnittsdosis eines Teenagers. Mal sind diese 40 Teelöffel in Speisen versteckt, mal streut er sich tatsächlich Zucker über sein Hähnchen.
Damon Gamaeu: Drehbuchautor, Regisseur und Protagonist von "Voll verzuckert"
Wie sich vor gut zehn Jahren Morgan Spurlock in „Super Size Me“ aufmachte, über die verheerende Wirkung von Fast Food zu berichten, so zieht nun der Filmemacher Damon Gamaeu gegen die versteckten Zucker in der täglichen Nahrung zu Felde. Er schrieb das Drehbuch, führte Regie und ist der Protagonist seiner Dokumentation.
In Kentucky besucht er Larry, der kaum volljährig ist und nur noch Zahnstümpfe im Mund hat – er trinkt seit seiner Kindheit die stark zuckerhaltige Limonade Mountain Dew. Die Aufnahmen gehören zu den Ekel-Stellen des Films, wenn die Kamera in die blutige Mundhöhle fährt. „Mit Süße wird alles genießbar“, heißt es. Gameau probiert es mit Hilfe einer Süße-Tablette aus – es funktioniert. Der Film arbeitet mit vielen Trickeffekten, die meist nett, manchmal etwas anstrengend sind. Auf jeden Fall ermuntert „Voll verzuckert“ den Zuschauer, sich Gedanken über die Ernährung zu machen. Und wieder mal in einen Apfel zu beißen. Auf dem steht nicht „fettarm“ oder „Sport-Obst“. Aber der Apfel, sagt Gameau, ist der perfekte Snack.