17 Jahre später: Don Quijotes wahrer Erbe
Im Jahr 2000 musste Terry Gilliam die Dreharbeiten zu seinem Don Quijote-Projekt abbrechen – 17 Jahre später hat er den Film nun doch abgedreht.
Es ist eines der verrücktesten Abenteuer der Filmgeschichte: Seit den ersten Drehbuchsätzen 1991 bastelt Ex-Monty-Python Terry Gilliam an dem Traum, seine Version der "Don Quijote"-Geschichte für das Kino zu adaptieren. Es wurde ein langer Kampf – nicht nur gegen Windmühlen. Nun hat der Regisseur ("Brazil", "12 Monkeys") es doch geschafft, nach elfwöchigen Dreharbeiten in Spanien und Portugal schrieb er erleichtert auf Facebook: "Nach 17 Jahren haben wir die Dreharbeiten von ,The Man who killed Don Quijote’ beendet. Don Quijote lebt!"
"Meine Version des Don Quijote zu drehen, ist eine Art medizinische Verpflichtung. Es ist ein Gehirntumor, den ich herausoperieren musste", sagte Gilliams der spanischen Tageszeitung "El País" im vergangenen Jahr, als klar wurde, dass er die Dreharbeiten erneut aufnehmen würde. Es ist die Geschichte einer Obsession, die allerdings bestens zum Thema passt.
Ursprüngliche Dreharbeiten im Jahr 2000
Die ursprünglichen Dreharbeiten im Jahr 2000 standen unter keinem guten Stern: Hauptdarsteller Jean Rochefort konnte nach einem Bandscheibenvorfall nicht mehr auf ein Pferd steigen, der eigentlich staubtrockene Drehort in Navarra wurde von sintflutartigen Regenfällen überflutet und tieffliegende Kampfflieger eines nahen Nato-Stützpunktes versauten einige Szenen. Das Budget war ohnehin nicht in erwünschter Höhe zustande gekommen. So brach Gilliam nach einer Woche die Dreharbeiten ab.
Don Quijote geriet in die Mühlen der Justiz, lange Jahre hatte Gilliam nicht einmal mehr die Rechte an dem von ihm geschriebenen Drehbuch.
Das ganze Chaos des Projekts zeigt die Doku "Lost in La Mancha", die mit dem Material des Regisseurs Keith Fulton entstand. Dieser wollte eigentlich zeigen, wie der Fantasie-Berserker Gilliam einen neuen Geniestreich zustande bringt. Immerhin: "Lost in La Mancha" erhielt einige Festivalpreise.
Gilliam kündigte ein Jahrzehnt lang die Wiederaufnahme der Dreharbeiten an, ständig wechselte die Besetzung, auch die Geschichte schrieb Gilliam häufig um.
Vom Idealisten zum vom Geld korrumpierten Werbefilmer
In der nun abgedrehten Version spielt Adam Driver die Hauptfigur Toby, einen jungen Regisseur, der "Don Quijote" in Spanien verfilmen möchte und zumindest beginnt. Jahre später ist aus dem Idealisten ein vom Geld korrumpierter Werbefilmer geworden, der für einen Spot nach Spanien zurückkehrt. Da taucht ein Gitano auf, der eine alte Kopie des damals gedrehten Filmmaterials besitzt. Toby nimmt dies zum Anlass, noch einmal an den Drehort zurückzukehren und trifft dort auf den alten Hauptdarsteller (Jonathan Pryce), der verrückt geworden ist, sich für den wahren Don Quijote hält und in Toby seinen Sancho Panza erkennt. Und natürlich gibt es auch eine Dulcinea.
16 Millionen Euro soll Gilliams Film gekostet haben. Dass er nun doch noch ins Kino kommt, erstaunt niemanden mehr als den Regisseur selbst, wie er mitteilt: "Don Quijote ist ein Träumer, ein Idealist, ein Romantiker, entschlossen, die Grenzen der Realität nicht zu akzeptieren, immer weiter zu gehen, ohne sich um Widerstände zu kümmern, so wie wir es von Beginn der Produktion an getan haben. Wir haben daran so lange gearbeitet, dass schon die Idee, die Dreharbeiten abzuschließen, ziemlich surreal erscheint. Jede vernünftige Person hätte vor Jahren aufgegeben. Aber manchmal gewinnen auch die träumenden Dickschädel."
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