"Kino der Kunst": Der Spielfilm und die Wirklichkeit

Zum dritten Mal findet im April in München das Festival "Kino der Kunst" statt. 
von  Karl H. Prestele
Cheng Ran, In Course of the Miraculous, 2016. Courtesy the artist, K11 Art Foundation
Cheng Ran, In Course of the Miraculous, 2016. Courtesy the artist, K11 Art Foundation © Erlenmeyer Foundation and Galerie Urs Meile Beijing/Lucerne

In den heutigen Zeiten allgemeiner Verunsicherung stellt sich unweigerlich die Frage, was die Medien beitragen können, um eine sich rapide wandelnde Gegenwart verständlich(er) zu machen. Das gilt auch für den Film und deshalb widmet sich die nunmehr dritte Ausgabe des Münchner Festivals "Kino der Kunst" vom 19.-23.April an verschiedenen Spielstätten dem Thema, wie bildende Künstler den Spielfilm benutzen, um Wirklichkeit dar- und gleichzeitig in Frage zu stellen.

Gedacht als Schaufenster neuester Künstlerfilme, die Fiktion und Erzählung jenseits aller Konventionen weiterdenken, präsentiert das Festival eine weltweit einzigartige Mischung von Filmfestival und Museumsausstellungen – rund 30 lange und kurze Spielfilme zum Thema "Gegenwart und Wirklichkeit". Darunter sind abendfüllende Werke der russischen Künstlergruppe AES+F, des Chinesen Cheng Ran, des Franzosen Clément Cogitore oder des Belgiers Johan Grimonprez. Julian Rosefeldts hoch gelobtes "Manifesto" mit Cate Blanchett (derzeit in der Villa Stuck zu sehen) feiert in seiner Einkanal-Version ebenso Deutschland-Premiere wie "Simple Little Lives" des Iraners Shoja Azari.

Sie alle konkurrieren um insgesamt 25.000 Euro an Preisgeldern, vergeben von einer prominenten Jury, der u. a. die amerikanische Kameralegende Ed Lachman und die deutsche Schauspielerin Nina Hoss angehören. Zusätzlich zum internationalen Wettbewerb bietet "Kino der Kunst" ein interdisziplinäres Symposion zum Thema "Digital, Virtuell, Immersiv" an, eine Auswahl aktueller Künstlerfilme aus Asien (in Zusammenarbeit mit dem künftigen Supermuseum "M+" in Hongkong), einen dotierten Pitch für die Projekte von Nachwuchskünstlern und Filmemachern sowie tägliche Künstlergespräche im Museum Brandhorst.

Dazu kommen Ausstellungen von Partner-Institutionen: in der Pinakothek der Moderne Pipilotti Rists "Himalaya Goldstein Stube", in der Villa Stuck die schon erwähnte Rosefeldt-Installation "Manifesto" als 13-Kanal-Version, im Haus der Kunst politische Künstlerfilme von Harun Farocki (einem Pionier auf diesem Gebiet), im Kunstverein Videos der Belgier Jos de Gruyter und Harald Thys und eine Fotoausstellung des Jury-Präsidenten Ed Lachman in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Und im Espace Louis Vuitton München werden exklusiv Arbeiten des diesjährigen Gewinners des Preises für das filmische Gesamtwerk zu sehen sein, der während des Festivals vergeben wird.

Festivalleiter Heinz Peter Schwerfel schreibt einleitend im Programmheft: "Künstlerfilme sind der perfekte Spiegel ihrer Epoche. Egal ob sie experimentell formale Grenzen überschreiten, innovativ mit den Klischees des Erzählkinos jonglieren, verführerisch in dekorativer Schönheit schwelgen oder scheinbar auf ironische Unterhaltung setzen. Für die künstlerische Begutachtung heutiger Wirklichkeit ist Film das ideale künstlerische Medium. Es ist ein Blick, der Wirklichkeit nie nur abbildet, sondern sie durch Fiktion bewusst überhöht, dramatisiert, auf die Spitze treibt, ihr künstlich und künstlerisch eine Meta-Ebene verleiht. Unsere dritte Ausgabe unterscheidet sich nicht nur im Themenschwerpunkt Gegenwart von ihren Vorgängern. Es gibt mehr sattes Kino, mehr Auftritte internationaler Filmstars, mehr lange Formate."


Vom 19.-23. April an verschiedenen Orten; Hauptspielstätte ist die HFF

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