Kelly Clarkson im Postpalast

Kelly Clarkson ist ein Unikat. Der Sängerin gelang als einziger Castingshow-Gewinnerin ein langfristiger Erfolg im Pop-Business. Seit acht Jahren triumphiert die 27-jährige weltweit mit radiotauglichem Girlie-Rock zwischen Avril Lavigne und Pink.
von  Abendzeitung

Kelly Clarkson ist ein Unikat. Der Sängerin gelang als einziger Castingshow-Gewinnerin ein langfristiger Erfolg im Pop-Business. Seit acht Jahren triumphiert die 27-jährige weltweit mit radiotauglichem Girlie-Rock zwischen Avril Lavigne und Pink.

Im gut gefüllten Postpalast kann die Texanerin ihre American-Idol-Herkunft aber nicht verleugnen. Schon die erste Vorband Some & Any verbreitet geschmacklosen Popstarsieger-Hautgout. Und auch Clarkson, die mit Rockerbraut-Lederjacke und enger Jeans den Backfisch-Charme einer etwas moppeligen Miley Cyrus versprüht, schlägt bei ihrem 90-Minuten-Auftritt in die Castingshow-Kerbe.

So knackig sie mit „All I Ever Wanted“, dem Titelstück ihres letzten Albums, loslegt, so schematisch-vorhersehbar türmt sie auf diesen fetzigen Einstieg eine routiniert heruntergespielte Single („Miss Independent") nach der anderen. In den Refrains schreit die stimmgewaltige Clarkson dermaßen enthusiastisch ins Mikro, dass die miese Soundabmischung fast nicht auffällt.

Warum sie aber selbst intimere Arrangements („Behind These Hazel Eyes") mit irritierender Bühnenverdunklung abbricht, bleibt ein Rätsel. Emotional und musikalisch stimmig wirkt das nicht. Und sie schmück sich mit fremden Federn: Blues-Stücke („Lies") wechseln mit gefälligem Hardrock („Use Somebody") und abgenudelten Stadionhymnen („Seven Nation Army") ab. Mitreißende Unbekümmertheit versprüht an diesem Abend allein die vielversprechende Vorband Parachute.Florian Koch

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