Keine Halbherzigkeiten!

Ein Nomadin voller Neugier und Abenteuerlust: Nach fast 40 Jahren Engagement für die Kunst verlässt die Galeristin Dany Keller München – und zieht in den Westerwald
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Ein Nomadin voller Neugier und Abenteuerlust: Nach fast 40 Jahren Engagement für die Kunst verlässt die Galeristin Dany Keller München – und zieht in den Westerwald

In der Ecke warten schon die Kartons, am 8. August kommt der Umzugswagen. Dann geht Dany Keller weg – nach 52 Jahren in München und fast 40 Jahren Engagement für die Kunst. Und sie zieht so richtig aufs Dorf, nach Eichelhardt im Westerwald, wo auch ihre Tochter und deren Familie lebt. Dort hat sie sich ein Haus gekauft – damit sie ihren Lieben nicht unmittelbar auf die Pelle rückt.

„München hat sich ausgelebt. Was ich kann, habe ich hier schon gemacht. Ich Freude mich auf eine neue Herausforderung.“, erklärt die Galeristin den Schritt – und klingt dabei kein bisschen sentimental. Viele Münchner Künstler, von Albert Hien und Stephan Huber über den früh verstorbenen Thomas Lehnerer bis zu Peter Vogt, verdanken ihr einiges. Später brachte sie vor allem afrikanische Künstler an die Isar. „Ich war immer getrieben von Neugier und Abenteuerlust, ich kenne keine Angst“, so Keller. Und die mehrfache Oma und Uroma, deren Alter kurz über siebzig liegt, sieht ziemlich unternehmungslustig dabei aus.

Dany Keller: „Ich wollte nochmal etwas ganz anderes, mal so richtig aufs Dorf.“ Dabei hat sie mit der Galerietätigkeit genaugenommen 1970 auch in einem Dorf angefangen, nämlich in Kempfenhausen am Starnberger See, wo der Verlag ihres Schwiegervaters Josef Keller lag, dessen Sohn damals ihr Mann war.

"Ein reines Abenteuer"

Nach München war sie 1957 gekommen. Landete bei „Madame“, wo sie Veranstaltungen für den mondänen „Madame-Club“ organisierte. Dort lernte sie auch einen Praktikanten kennen – Thomas Keller. Mit ihm fand sie zur Kunst. Keller: „Eine Galerie zu gründen, ist reines Abenteuer, fast Kamikaze, ein ständiges Auf und Ab. Aber ich habe es überlebt.“ Eines der eindrücklichsten Erlebnisse ihrer Karriere war, so erzählt sie, als dort 1978 für ein paar Tage John Cage zu Gast war und eine Ausstellung vorbereitete.

1972 eröffnete sie gemeinsam mit ihrem Gatten in München an der Maximilianstraße eine zweite Galerie, ehe sie 1979 allein umzog in eine ehemalige Werkstatthalle in der damals noch gar nicht hippen, sondern „grau, schwarz und grausigen“ Buttermelcherstraße. „Aber die Räume auf drei Etagen waren so toll“, begründet sie die Entscheidung. So wirkte Dany Keller, unabsichtlich, bei der Gentrifizierung des Gärtnerplatzviertels mit; nach ihr zogen auch die Galerien der Kampls und von Karin Sachs in die unmittelbare Nachbarschaft.

Sie geht nicht aus Frust

Als es Dany Keller dort schließlich 2001 zu teuer wurde, wanderte sie erst in die Türkenstraße und 2004 in ihre jetzige Wohnung mit integrierten Galerieräumen in der Agnesstraße ab. Wer hier in den vergangenen Jahren auf der Suche nach Kunst (nach Vereinbarung) klingelte, der war immer auch ein bisschen nervös, womöglich aus Versehen in Dany Kellers Wohnzimmer zu landen.

„Ich würde einschlafen, wenn ich hierbliebe“, sagt sie in ihrer resoluten Art, die keine Halbherzigkeiten kennt. Doch sie geht keineswegs etwa aus Frust an der Kunststadt München weg: „Ich denke, es ist jetzt einfach Zeit für die Jungen. Meine Sammler und Künstler sind zwischen 65 und 90, die jüngere Generation erreiche ich nur sehr schwer.“

Aber sie hat ein weltweites Netzwerk, und so weit ab vom Schuss, wie es für Münchner klingt, ist Eichelhardt keineswegs: Nach Köln, noch immer Kunst-Metropole, sind es fünfzig Minuten. Und seit Jahren arbeite sie bereits im Wesentlichen übers Internet. Und das funktioniert ja sogar im Westerwald.

Roberta De Righi

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.