Katja Wildermuth ist neue BR-Intendantin: Authentisch, nahbar

Der Rundfunkrat hat Katja Wildermuth mit einer überwältigenden Mehrheit zur neuen BR-Intendantin gewählt.
von  Robert Braunmüller
Neue BR-Intendantin: Katja Wildermuth (55).
Neue BR-Intendantin: Katja Wildermuth (55). © Kirsten Nijhof/MDR

Drei Kandidaten standen am Donnerstag in der nichtöffentlichen Sitzung des Rundfunkrats zur Auswahl. Offenbar bereits im ersten Wahlgang wurde Katja Wildermuth, die Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) am Standort Halle, zur neuen Intendantin gewählt. Und, so ist ebenfalls zu hören, überraschend deutlich, mit 38 von 48 Stimmen.

Ulrich Wilhelm hatte im Juli überraschend bekanntgegeben, dass er nach zehn Jahren nicht mehr für eine dritte Amtszeit kandidiert. Wahlberechtigt waren ausschließlich die 50 Mitglieder des vom Sender unabhängigen Rundfunkrats. Nur sie dürfen Wahlvorschläge machen. Das Aufsichtsgremium setzt sich aus Vertretern politischer, weltanschaulicher und gesellschaftlicher Gruppen zusammen.

Neben Wildermuth kandidierten der BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel und der Datenmanagement-Chef und Leiter der Dokumentation und Archive des öffentlich-rechtlichen Schweizer Radios und Fernsehens, Christian Vogg. Ihm wurden allerdings von Beginn an allenfalls Außenseiter-Chancen eingeräumt.

Rundfunkrat wird von CSU dominiert

Obwohl sich der Rundfunkrat formal aus Vertretern aller wichtigen gesellschaftlichen Gruppen zusammensetzt, wird er letztlich von der CSU dominiert. Die überwältigende Mehrheit Wildermuths geht demnach auf eine parteiübergreifende Koalition zurück.

Treibende Kraft für eine Frau war die bunte "Kaktus-Gruppe" mit mehr als 20 Mitgliedern aus Kultur, Verbänden, Gewerkschaften. Sie kontaktierte rund zehn potenzielle Kandidatinnen und lud vier nach München ein. Es folgten Gespräche mit den zwölf vom Landtag entsandten Abgeordneten im Rundfunkrat, vor allem mit den gewichtigen Gruppen der "Schwarzen" und "Grünen". Am Ende habe es auch aus der CSU-Fraktion im Landtag Signale für eine Frau gegeben, heißt es.

Die drei Bewerber stellten sich in der nichtöffentlichen Sitzung vor der Wahl den Rundfunkräten vor. Wildermuth soll dabei besonnen und ruhig gewirkt haben. Sie machte deutlich, dass der digitale Wandel und der Umbau des Senders den Mitarbeitern viel Kraft abverlange. Dabei wirkte sie dem Vernehmen nach authentisch, nahbar und stark. Auch Frenzel und Vogg hätten sich überzeugend präsentiert.

Wildermuth hat in München studiert

Die 55-jährige Wildermuth wuchs in Anzing auf und studierte in München Deutsch, Geschichte und Sozialkunde für Lehramt am Gymnasium. Nach ihrer Promotion in Alter Geschichte wechselte sie 1994 zum Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) nach Dresden, wo sie als Autorin für Politikmagazine arbeitete. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Zuletzt war Wildermuth seit 2019 MDR-Programmdirektorin am Standort Halle. Dort ist sie unter anderem für die Bereiche Kultur und Wissen sowie Angebote für Jüngere zuständig. Ihr Sender gilt als Vorreiter bei der trimedialen Vernetzung von TV, Radio und Online - ein großes Thema auch beim Bayerischen Rundfunk. Aus Wildermuths beruflichen Umfeld ist zu hören, sie habe früh auf crossmediale Inhalte gesetzt. Sie gilt als Programmmacherin durch und durch, ohne Kosten und Effizienz aus dem Blick zu verlieren.

Wildermuth tritt das Amt zum 1. Februar 2021 an. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre. Unter den neun ARD-Landesanstalten stehen derzeit in drei Häusern Frauen an der Spitze: Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg, bei Radio Bremen und beim Mitteldeutschen Rundfunk.

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