Kate Winslet: Sie ist die Königin der Berlinale
BERLIN - Die Oscar-Favoritin verzaubert die Hauptstadt – an ihrer Seite der kleine Prinz und Shooting-Star David Kross. Ein ganzer Hofstaat voller VIPs. Ob sie ein Problem damit hat, auf jedem Cover und jedem Filmplakat der Welt zu sein?
Eigentlich hätte sie Wichtigeres zu tun – sie ist Oscar-Favoritin, Mutter, Ehefrau und gefragteste Schauspielerin: Aber Kate Winslet lässt es sich nicht nehmen, beim kältesten Filmfest des Jahres vorbeizuschauen, der Berlinale. Und hier erwärmt sie gleich alle Gemüter, sorgt für heiße Momente. Selbst nach der fünften Nachfrage, wie es denn mit Nacktszenen vor der Kamera so sei, bleibt sie lässig. „Es gibt schönere Situationen für mich, aber das gehört zum Job.“
Zum Job gehört es auch, plötzlich überall zu sein: auf jedem Cover und jedem Filmplakat dieser Welt. Hat sie ein Problem damit? „Ich verfolge das einfach nicht.“
Mehr Aufmerksamkeit schenkt Winslet dem großen Auftritt – bei der Weltpremiere von „Der Vorleser“ schwebte sie am Freitag in einem Hauch von Schwarz über den roten Teppich, schaute verliebt in den Himmel und strahlte selbstbewusst in die Kameras. Null Gänsehaut trotz null Grad. Kate, Vollprofi und Königin der Berlinale.
Der kleine Prinz an ihrer Seite: David Kross, 18 Jahre, Berliner und auf dem Weg, die Welt zu erobern. Doch über das Blitzlichtgewitter freut er sich gar nicht so sehr. Viel toller findet er den Limousinenshuttle. Kross hat nämlich noch keinen Führerschein.
Einfach nett! So präsentiert sich die sonst so harte Hauptstadt zur Berlinale – und schockt damit am meisten. Teddybär-linale! Die Promis sind auf Kuschel-Kurs. Heike Makatsch, nicht gerade berühmt für private Offenherzigkeit, küsst vor über 200 Kameras ihren Liebsten Max Schröder. Zieht ihn an sich heran und will ihn gar nicht mehr loslassen.
Selbst die typischen Demonstranten, berüchtigt für Rote-Teppich-Attacken, haben offenbar alle Urlaub. Niemand da. Nur zwei Männer, die sich als pastellfarbene Tiere verkleidet haben. Und viele bemerkenswert hübsche weibliche Fans, die auf die sexy Hauptattraktion Clive Owen warten. Dass der seine Frau Sarah-Jane im Arm hält, stört sie nicht.
Auch Sandra Maischberger zeigt sich für ihre Verhältnisse irre emotional: „Es ist pures Glück, hier zu sein.“ Mei, wie schön!
Lediglich drei Buhrufe erklingen, als der Fischer mit seiner Frau über den Teppich läuft und für Fotos nicht kurz stehen bleiben will. Doch dann kommt Herbert Grönemeyer im gestreiften Öko-Mantel und der Joschka ist vergessen. Kurz darauf erscheint die Glitzer-Garde: Iris Berben funkelt goldig um die Wette mit Annabelle Mandeng und Engelswesen und Jury-Bossin Tilda Swinton.
Eine positive Ausstrahlung hat auch Jury-Mitglied Christoph Schlingensief. Nach seiner Krebs-Erkrankung hat der Skandal-Kreativling zwar deutlich abgenommen – die Fliege baumelt um den schmalen Hals – doch seine Verlobte Aino gibt ihm Kraft. Trotz der Krankheit ist sein Humor der alte geblieben: „Ich freue mich, dorthin zurückzukommen, wo ich 1986 so einen großen Misserfolg hatte.“
Schwer hat es heuer also nur, wer alleine zum Auftakt kommt. Kein Wunder, dass Single Daniel Brühl Kette raucht und Hannah Herzsprung sich mit Autogramme schreiben beschäftigt.
Nur drei Frauen schießen im Harmonie-Geplänkel den Vogel ab. Jana Pallaske macht auf Winnetous Tochter und sagt verschroben: „Das Schicksal hat mir das Kleid gebracht.“
TV-Köchin Sarah Wiener erstaunt im echten Pelz, entschuldigt sich aber vorsorglich: „Nur geliehen!“
Verwirrend-verrückt wie immer: Nina Hagen, die darauf Wert legt: „Ich bin nicht Frau Hagen.“
Dieter Kosslick, der auf jeden Fall Dieter Kosslick ist, eröffnet den Film- und Feier-Marathon.
Nach jeder Premiere verlieren sich die VIPs im Großstadt-Getümmel. Viele sitzen Rotwein süffelnd im Borchardt wie Wim Wenders und Bernd Eichinger. Oder essen Steak im Grill Royal. Aber egal wo, alle haben das gleiche Ziel: die Nacht zum Tag zu machen.
Kimberly Hoppe