Kate Winslet gewinnt zwei Golden Globes

Los Angeles (dpa) - Überraschungssieg für einen Außenseiter: Der Indie-Film «Slumdog Millionär» hat bei der Verleihung der Golden Globes in der Nacht zum Montag alle namhaften Hollywood-Studio- Konkurrenten überflügelt.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Los Angeles (dpa) - Überraschungssieg für einen Außenseiter: Der Indie-Film «Slumdog Millionär» hat bei der Verleihung der Golden Globes in der Nacht zum Montag alle namhaften Hollywood-Studio- Konkurrenten überflügelt.

Die britische Schauspielerin Kate Winslet (33) verlor über ihren doppelten Preissegen die Fassung, Heath Ledger kam posthum zu der begehrten Trophäe und Star-Regisseur Steven Spielberg (62) wurde für sein Lebenswerk mit minutenlangem Beifall geehrt. Amerikas Traumfabrik feierte bei der Galazeremonie im Beverly Hills Hotel, als gelte es, die schlechten Zeiten im Lande zu vertreiben.

«Uns steht ein schweres Jahr bevor», räumte «Slumdog»-Regisseur Danny Boyle ein, «insofern fühlt sich die Feier hier schon etwas merkwürdig an». Sein Film über einen Waisenjungen, der aus der brutalen Welt der Slums von Bombay ausbricht und zum Star einer indischen Rate-Sendung wird, wurde gleich vierfach gekrönt: Mit dem Hauptpreis als bester Streifen des Jahres, dem Regiepreis sowie für sein Drehbuch und die Filmmusik.

Hollywoods Auslandspresse, deren Goldene Weltkugeln nach den Oscars als höchste Filmpreise der USA gelten, machte Boyle für die einfühlsame Erzählgeschichte von grenzenloser Armut und roher Gewalt zum großen Gewinner des Abends. Boyle («Trainspotting») bedankte sich bei dem Veranstalter für die «verrückte, spannende Zuneigung» für seinen Film.

Winslet war von ihrem überraschenden Erfolg zu Tränen gerührt. «Ich dachte, dass Anne Hathaway gewinnen würde», stammelte sie völlig aufgelöst und entschuldigte sich fast bei den Mitstreiterinnen für ihren Gewinn. «Ich bin es nicht gewohnt, zu gewinnen», rief sie unter Anspielung auf ihre vielen Oscar- und Globe-Nominierungen, die nie zum Erfolg geführt hatten.

In «Zeiten des Aufruhrs», in dem ihr Mann Sam Mendes die Regie führte, stand Winslet Jahre nach dem Sensationserfolg mit «Titanic» erstmals wieder mit Leonardo DiCaprio vor der Kamera. «Ich habe Dich 13 Jahre lange geliebt», versicherte sie ihrem damaligen Partner, dankte aber zugleich ihrem Mann für die Filmarbeit. Die Rolle in dem Ehedrama brachte ihr den Hauptdarstellerinnen-Preis ein. Als erfahrene Liebhaberin eines viel jüngeren Mannes, die sich später in einem Kriegsverbrecherprozess verantworten muss, gewann sie in «Der Vorleser» - die Verfilmung des gleichnamigen deutschen Erfolgsromans - den Globe für die beste Nebenrolle.

Der deutsche Film «Der Baader Meinhof Komplex» ging leer aus. In der Kategorie bester ausländischer Film gewann stattdessen der animierte Dokumentarfilm «Waltz With Bashir» aus Israel, der unter Mitarbeit der deutschen Produzenten Gerhard Meixner (42) und Roman Paul (40) entstand. «Wir sind überglücklich», sagte Paul in Berlin am Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es sei unfassbar, dass es drei Jahre nach dem palästinensischen Drama «Paradise Now» wieder mit einem Goldenen Globe geklappt habe.

Der vor einem Jahr gestorbene Schauspieler Heath Ledger erhielt für seine unvergessliche Darstellung des kaltblütiger Joker in dem Batman-Thriller «The Dark Knight» posthum einen Darstellerpreis. Die Trophäe nahm «Dark Knight»-Regisseur Chris Nolan stellvertretend entgegen. Er tue dies mit Trauer, aber auch mit unglaublichem Stolz, sagte der Filmemacher. Ledger sei ein ebenso herausragender wie hingebungsvoller Schauspieler gewesen. Der Australier war im Januar 2008 mit 28 Jahren an einer Überdosis Medikamenten gestorben.

Weitere Schauspielpreise gingen an den US-Darsteller Mickey Rourke für «The Wrestler» und an den Iren Colin Farrell für die tragikomische Mördergeschichte «Brügge sehen - und sterben?». Die Britin Sally Hawkins bekam die begehrte Weltkugel für ihre Rolle als optimistische Lehrerin in der Komödie «Happy-Go-Lucky». Woody Allens leichtfüßiger Sommerfilm «Vicky Christina Barcelona» holte die Trophäe in der Kategorie beste Komödie. Der Filmemacher war bei der Preisverleihung nicht selbst anwesend.

Starregisseur und -Produzent Steven Spielberg («Schindlers Liste») wurde - wie bereits im vergangenen Jahr angekündigt - für sein Lebenswerk geehrt. Sein langjähriger Wegbegleiter Martin Scorsese überreichte ihm den Cecil B. DeMille Preis mit den Worten: «Spielberg und die Kunst des Kinos - das eine ist ohne das andere undenkbar.»

Die Golden Globes werden alljährlich vom Verein der Hollywood- Auslandspresse in 25 Kategorien für Film und Fernsehen ausgelobt. Sie gelten als Indikator für die Oscars, die diesmal in der Nacht auf den 23. Februar vergeben werden. Seit mehreren Jahren gab es allerdings keine Übereinstimmung bei den Preisen. Im vergangenen Jahr war die Golden-Globe-Zeremonie wegen des Streiks der Drehbuchautoren ausgefallen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.