Kargheit oder Faschingskostüme
Wäre auch in München spannend: Zwei „Toscas“ im Vergleich
Laut einem Bericht der „New York Times" erwägt die Metropolitan Opera, die alte „Tosca"-Inszenierung von Franco Zeffirelli wiederaufzunehmen. Die neue Version seines nicht eben als Revoluzzer bekannten Regie-Kollegen Luc Bondy war im September auf vehemente Ablehnung gestoßen.
Die Met nennt logistische Gründe
Laut dem Met-Direktor Peter Gelb wird das Szenario ernsthaft diskutiert, ein Entscheid sei aber noch nicht gefallen. Wenn Zeffirellis opulenter Kostümschinken wieder in den Spielplan genommen werde, geschehe dies allerdings nicht, weil das Publikum die zwischen kahlen Ziegelwänden angesiedelte Bondy-Variante ungnädig aufgenommen habe. Die Met stehe nach wie vor hinter Bondys Regiekonzept. Der Entscheid für die Zeffirelli-Variante habe vielmehr logistische Gründe. Sie könnte parallel zu einer bühnentechnisch aufwendigen neuen Produktion von Wagners „Ring" mit Robert Lepage als Regisseur gezeigt werden, die Bondy-„Tosca" hingegen nicht.
Bondys Inszenierung entstand in Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper und wurde im Oktober bereits weltweit in Kinos übertragen. Die Münchner Premiere mit Karita Mattila in der Titelrolle findet am 28. Juli bei den Opernfestspielen statt. Bei Nichtgefallen wäre in München allerdings kein Umtausch möglich: Die alte „Tosca" des Regisseurs Götz Friedrich wurde zuletzt 2007 gespielt. Ihre Kostüme aus dem Jahr 1976 haben beim letzten Faschingsverkauf bereits die Besitzer gewechselt.
Robert Braunmüller