Kabarett, zum Volkstheater veredelt
Der sensationelle Abend des Kabarettisten Georg Schramm im Lustspielhaus - leider sind alle Vorstellungen bereits ausverkauft
Meister Yoda, der interstellare Guru mit dem ulkigen Satzbau aus „Star Wars“, ist die Titelfigur, kommt aber nicht. Gegen Ende dieses ungeheuerlichen Abends gesteht Lothar Dombrowski in einem Moment beängstigender Stille seine Furcht, eines Tages als alter Mann so vor sich hin zu brabbeln wie Meister Yoda, es aber keinen Sternenkrieger gebe, der ihm zuhöre. Dabei geht es auch ihm um den Kampf gegen das absolut Böse, und das sei nicht die aktuelle Regierung: „Merkel und Westerwelle sind bestenfalls Mitesser am Gesäß des Bösen“.
Georg Schramm feiert mit seinem ersten Bühnensolo nach dem Ausbüchsen aus Urban Priols irrer ZDF-„Anstalt“ auch das Ende der einfachen Lösungen und die Wiederbelebung des zivilen Ungehorsams. Das absolut Böse ist die totale Habgier. Jetzt leitet Herr Dombrowski die Selbsthilfegruppe „Altern heißt nicht trauern“ mit Gastrednern: August von der südhessischen SPD träumt, einen Killer gegen Deutsche-Bank-Chef Ackermann anzuheuern – „das wäre mir eine Monatsrente wert“. Oberstleutnant Sanftleben weiß, dass die Taliban Strucks Satz „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“ mit „Afghanistan wird im Sauerland verteidigt“ übersetzen. Dombrowski selbst freut sich, dass sich in Stuttgart Rentner und Schulschwänzer gemeinsam von „vermummten Polizisten“ verprügeln lassen.
Wie stets, wenn Schramm austeilt, trifft er nicht nur die da oben. Aber seine entfesselten Fans im Lustspielhaus nehmen auch die Watschen wegen politischer Trägheit dankbar an, denn sie wissen, dass es keinen anderen gibt, der es so ehrlich mit ihnen meint.
Und immer wenn man denkt, mehr Zorn geht nicht mehr, setzen Regisseur Rainer Pause und Schramms Trio Infernale noch eins drauf. August, Dombrowski und Sanftleben sind längst keine schrägen Vögel für die Kabarettbühne mehr, sondern hochkomplexe Charaktere, die Georg Schramms Satire zu einer beispiellosen Spielart des Volkstheaters veredeln.
Mathias Hejny
Lustspielhaus, bis Freitag (alle Vorstellungen sind ausverkauft!), 20.30 Uhr, Telefon 344974