Jutta Speidel: „Mein Mann. Basta!“

Jutta Speidel (55) braucht keinen Eheschein, um mit Bruno Maccallini (49) glücklich zu sein. Im Interview sprechen die beiden über ihren gemeinsamen Film, italienische Machos und Radln als Therapie
von  Abendzeitung

Jutta Speidel (55) braucht keinen Eheschein, um mit Bruno Maccallini (49) glücklich zu sein. Im Interview sprechen die beiden über ihren gemeinsamen Film, italienische Machos und Radln als Therapie

Sonja (Jutta Speidel) hat eine neue Liebe: Michele (Bruno Maccallini), jünger als sie, ihr Angestellter und dazu Italiener. Drei Gründe, findet Sonja, um ihre Liebe versteckt zu halten. Doch nun könnte sie offen dazu stehen, denn die Kinder sind aus dem Haus. Waren sie zumindest. Denn nach und nach kehren sie ins „Hotel Mama“ zurück, voller Ansprüche. Und dann kommt sogar noch der Ex-Mann (Heinz Hoenig) zurück. Da hat Michele im „ARD“-Film „Alle meine Lieben“ erst mal das Nachsehen.

AZ: Frau Speidel, Herr Maccallini, der Film wartet ja mit einigen Parallelen zu Ihrem eigenen Leben auf.

JUTTA SPEIDEL: Ja, das Drehbuch hat nach uns beiden geschrien.

Im echten Leben haben Sie auf Bruno Maccallini warten müssen, im Film sind Sie es, die zögert, die Beziehung öffentlich zu machen. Warum?

SPEIDEL: Es gibt nur einen Grund: Feigheit. Sonja möchte mit ihrem Privatleben nicht ins Gerede kommen. Außerdem hat sie auch ein bisschen Schiss, den Kindern zu sagen, dass sie einen jüngeren Lebensgefährten hat, der noch dazu ein Ausländer ist.

Frau Speidel, wie schnell haben Sie damals den Töchtern vom neuen Mann erzählt?

SPEIDEL: Die haben Bruno gesehen und sich sofort in ihn verliebt. ,Mami, mach doch mal deine Augen auf’, haben sie gesagt. ,Ne, der ist verheiratet, das kommt nicht in Frage’, habe ich geantwortet. Aber dann hat es gefunkt.

BRUNO MACCALLINI: Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Und ich war komplett im Chaos, weil ich verheiratet war. Wir Italiener sind da viel konservativer...

SPEIDEL: ...ist das nicht lustig, wir glauben immer, die Italiener seien so viel offener und leichter. Aber sie sind vom katholischen Glauben so geprägt, dass sie tatsächlich konservativer sind als wir.

MACCALLINI: Ich glaube, das liegt nicht nur an der Religion, sondern auch an unserer Kultur. Wir glauben, dass egal was passiert, die Familie erhalten werden muss. Man lügt und betrügt, aber bleibt zusammen. Für ein italienisches Paar bedeutet die Trennung, das Gesicht zu verlieren.

War es auch ein Problem, dass Sie sechs Jahre jünger sind als Jutta Speidel?

MACCALLINI: Nein, von der Mentalität her ist Jutta viel jünger als ich. Sie ist intuitiver, leichter und schneller.

Frau Speidel, Ihre Töchter sind aus dem Haus. Macht es das einfacher, eine neue Liebe zu leben?

SPEIDEL: Ja, nach meiner Scheidung vor 16 Jahren hatte ich eine vierjährige Beziehung. Damals war das schwierig mit den Kindern. Heute, wo sie erwachsen sind und selbst Beziehungen haben, ist es viel einfacher. Kabbeln Bruno und ich uns mal, versuchen sie sogar, zu vermitteln.

Warum heiraten Sie nicht?

SPEIDEL: Bruno ist rechtlich gesehen noch nicht frei. Außerdem brauche ich keinen Eheschein, denn ich bekomme keine Kinder mehr und muss finanziell nicht versorgt werden. Bruno ist mein Mann und ich bin seine Frau. Basta.

Verstehen Sie sich mit Brunos Tochter ebenso gut wie er sich mit Ihren Töchtern?

SPEIDEL: Ich kenne sie zwar, aber nicht sehr gut. Wir haben uns ein paar Mal gesehen, das alles ist aber nicht so einfach.

Herr Maccallini, sind Sie eigentlich ein Macho?

MACCALLINI: Nein, ich bin kein Macho. Ich hasse diese Stereotypen: Italiener sind Casanovas, Machos, Papagallos. Das war vielleicht in den 50er Jahren mal so.

SPEIDEL: Aber Bruno, wenn die Italiener zur Wiesn kommen, sind sie genau das.

Und Ihr Mann ist tatsächlich kein Macho?

SPEIDEL: Natürlich ist er das.

MACCALLINI: (lacht) Ich bin ein Pascha!

Und Sie kommen damit klar?

SPEIDEL: Mehr oder weniger. Ich schätze es nicht gerade, dass er so erzogen ist, dass er alles stehen und liegen lässt.

Sie sind gemeinsam über die Alpen geradelt. Wessen Idee war das eigentlich?

SPEIDEL: Meine. Bruno hat lange nicht geglaubt, dass wir das wirklich machen. Selbst am Vormittag des Abreisetags nicht. Aber es war großartig.

MACCALLINI: Und eine gute Therapie. Wenn man das übersteht, weiß man am Ende, dass die Beziehung funktioniert.

Angelika Kahl

„Alle meine Lieben“, ARD, Freitag, 20.15 Uhr

Mit dem Radl über die Alpen

Vor sechs Jahren lernten sich Jutta Speidel und Bruno Maccallini beim Dreh zum ARD-Film „Das schönste Geschenk meines Lebens“ kennen. Zwischen den beiden hat es schnell gefunkt, doch Speidel musste auf ihren Bruno erst einmal warten. Denn der war verheiratet. Mittlerweile lebt er getrennt von seiner Frau und der 19-jährigen Tochter.

In Deutschland kennt man den Italiener aus der Werbung. „Isch ’abe doch gar kein Auto“ lautet sein legendärer Satz aus einem Cappuccino-Spot. „Wir haben gar kein Auto“ heißt auch das Buch, in dem das Paar mit viel Humor seine Radtour über die Alpen beschreibt. Speidel bekommt einen Hexenschuss, und Maccallini hat keine Lust mehr, die Berge hinaufzuradeln. Ein Teilerlös aus dem Verkauf kommt Speidels Stiftung „Horizont“ und damit obdachlosen Kindern und deren Müttern zugute.

Jutta Speidel/Bruno Maccallini: „Wir haben gar kein Auto“ (Ullstein, 250 Seiten, 8.95 Euro); www.horizont-ev.org

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